In der sogenannten Kohlekommission haben ver.di, die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie und der Deutsche Gewerkschaftsbund 2018 den Kohlekompromiss mitverhandelt. Ziel des Kompromisses ist, den Klimaschutz voranzutreiben, die Verstromung und Verarbeitung von Kohle bis spätestens 2038 in allen vier deutschen Revieren (Rheinisches, Lausitzer, Saarländisches, Mitteldeutsches) einzustellen und gleichzeitig Impulse für eine erfolgreiche Wirtschaftstransformation zu geben. Dabei soll die regionale Wertschöpfung erhalten bleiben. Was gesamtgesellschaftlich richtig und wichtig ist, bedeutet für die genannten Regionen und die dort lebenden Menschen eine Menge Veränderungen.

Im Mitteldeutschen Revier blieben nach 1990 von 60.000 Beschäftigten in der Kohleförderung und -verarbeitung nur noch 6.000 in Arbeit. Dieser Bruch, der in kurzer Zeit durchgezogen wurde, hat bis heute seine Spuren hinterlassen. Der jetzt notwendige Wandel soll besser umgesetzt werden als vor über 30 Jahren. Es gibt ein großes Investitionsprogramm aus Mitteln des Bundes und der EU. Netzwerke zwischen den politischen Akteuren vor Ort, der Industrie und den Verwaltungsstrukturen sowie Sozialpartnern werden geschaffen, um die Menschen vor Ort in diesem Wandel zu begleiten.

Die Gewerkschaften haben von der ­Politik die Einrichtung eines Transformationsbeirats gefordert, an dem sich Vertretungen der Staatsregierung, der Wirtschaft und der Sozialpartner beteiligen, damit die Menschen im Revier eine Perspektive für die Zeit nach der Kohle bekommen. Dabei geht es um Fragen nach neuen Ankerindustrien oder -dienstleistungen, die die Rolle der Bergbauindustrie mit ihren gut tariflich abgesicherten Arbeitsplätzen übernehmen können. Gefragt sind auch neue Wertschöpfungsketten, die den Kommunen Investitionen über ihre Pflichtaufgaben hinaus ermöglichen.

In Halle, Pegau und Görlitz gibt es Revierwendebüros. Sie organisieren ganz konkret die Netzwerkarbeit, bringen ­Wirtschaftsförderung und Landräte mit Betriebsräten und Gewerkschaften zusammen. Dabei wird auch an die Weiterentwicklung der Region gedacht. Wo ­finden junge Menschen zukünftig Ausbildungsplätze? Welche Infrastruktur brauchen sie, wenn sie zwei Stunden bis zur Berufsschule mit Öffentlichen Verkehrsmitteln brauchen? Welche Fachkräfte werden zukünftig gebraucht?

Der Antrag für vier weitere Jahre ist gestellt, damit über das Projekt „Revierwende“ weiter vor Ort Beteiligung organisiert werden kann – damit es am Ende „Strukturwandel“ und nicht „Strukturbruch 2.0“ heißt.

Weitere Informationen zum Projekt gibt es unter: revierwende.de