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13 Steps: Die unglaubliche Karriere von Edwin Moses

Neun Jahre, neun Monate und neun ­Tage lang bliebt Edwin Moses ungeschlagen. 122 Rennen lang konnte ihn niemand besiegen über die 400 Meter Hürden – eine einmalige Leistung in der Sporthistorie.

Für viele ist der US-Amerikaner der größte Leichtathlet aller Zeiten, auf jeden Fall war er der größte Star des Sports in den 70er- und 80er-Jahren, als die Leichtathletik noch Zuschauermagnet und Quotenrenner war. Allein die sportliche Laufbahn des Modellathleten könnte diesen Film also problemlos füllen, aber der heute 69-jährige Moses war immer weit mehr als nur ein Sportler, wie der deutsche Dokumentarfilmer Michael Wech mit alten S8-Aufnahmen, TV-Ausschnitten und vielen Zeitzeugen-Interviews detailliert nachzeichnet. Moses ist nicht nur sehr schnell gerannt und elegant über Hürden gesprungen, er hat als sein eigener Coach die Trainingswissenschaften revolutioniert, war Vorreiter des Anti-Dopingkampfes und Pionier für eine gerechtere Entlohnung von Athleten. Und nicht zuletzt wurde er Symbol für ein neues Schwarzes Selbstbewusstsein und zur Ikone des Kampfes gegen Rassismus. Oder, wie es Schauspieler Samuel L. Jackson formuliert: „Er war Superman im echten Leben.“ Thomas Winkler

D 2024. R: MICHAEL WECH, MIT EDWIN

MOSES, SPIKE LEE, TOMMIE SMITH U.A., 105 MIN., START: 5.12.24

Riefenstahl

Von den Verbrechen der Nazis wollte sie nichts gewusst haben, als sie 1935 im Auftrag Hitlers den Propagandafilm „Triumph des Willens“ drehte. Vielmehr inszenierte Leni Riefenstahl sich nach Kriegsende, auf ihre politische Verantwortung befragt, selbst gern als Opfer übler Anschuldigungen.

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Foto: van Eick/picture alliance/dpa

Verdrängte sie so die Macht ihrer Bilder? Andres Veiel wirft viele Fragen auf, überführt die umstrittene, 2003 verstorbene Filmemacherin und Schauspielerin aber letztlich als eine hemmungslose Lügnerin. Dass sie für „Tiefland“ Kinder der Sinti und Roma aus Internierungslagern als Komparsen anheuerte, ist dafür ein wichtiger Beleg. Am spannendsten in der profund recherchierten Doku erscheint aber die späte gesamtgesellschaftliche Aufarbeitung dieses unfassbaren Falls. Denn letztlich erlangte die ehrgeizige Karrieristin mit ihrer Taktik, alle Schuld von sich zu weisen, eine breite Unterstützung: Die Justiz entnazifizierte sie als harmlose Mitläuferin, deutsche Unter­nehmen finanzierten ihr spätes Wirken im Sudan als ­Fotografin. Das Fernsehen zahlte für ihre Talkshow-Auftritte horrende Summen und bewirkte, dass sich Millionen Deutscher mit ihr solidarisierten. Kirsten Liese

D 20214. R: ANDRES VEIEL. MIT: ULRICH NOETHEN, LENI RIEFENSTAHL, 115 MIN., START: 31.10.24

Vena

Ein beeindruckendes Debüt und gleichzeitig ihren Diplomfilm legt die junge Regisseurin und Drehbuchautorin Chiara Fleischhacker hier vor. Sie erzählt die Geschichte von Jenny, intensiv und gefühlsecht dargestellt von Emma Nova.

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Foto: Verleih

Die Schauspielerin aus Berlin ist fast gleichaltrig und ein viel beschäftigter Shooting Star im deutschen Film und TV. Jenny ist mit ihren langen falschen Wimpern und den Glitzer-Nails bei ihrem Freund Bolle eingezogen, die beiden sind verliebt und Jenny ist schwanger. Aber sie sind auch auf Crystal Meth. Sie verlieren und betäuben sich immer wieder im herzlosen Milieu aus Drogen und Hardcoretechno, bis Jenny von ihrer Vergangenheit und Zukunft zugleich eingeholt wird. Sie hat bereits einen kleinen Sohn, der bei ihrer Mutter aufwächst, die näheren Umstände bleiben ungeklärt. Noch vor der Geburt muss sie eine Gefängnisstrafe antreten, wichtige Entscheidungen stehen an. Ihr einziger Halt wird die Hebamme Marla, die bei ihr einen Erkenntnisprozess in Gang setzt, der nicht nur Jennys Äußeres verändern wird. Ohne jedes Klischee und nah an den Gefühlen inszeniert Fleischhacker diese Geschichte über die Geburt von weiblichem Selbstwert, die auch empathisch auf die Rolle des unglücklichen Bolle blickt. Starkes Kino von starken Frauen. Jenny Mansch

D 2024. R: Chiara Fleischhacker. D: Emma Nova, Friederike Becht, Barbara Philipp, Paul Wollin, 115 Min., start: 28.11.24