Ausgabe 07/2024
Faire Bezahlung & echte Erholung
Mit Spannung blicken die Hamburger Beschäftigten des öffentlichen Dienstes Bund und Kommunen auf die anstehenden Tarifverhandlungen. Am 24. Januar 2025 starten sie. 8 Prozent mehr Gehalt – mindestens 350 Euro monatlich – sowie drei zusätzliche freie Tage und ein „Meine-Zeit-Konto“ – das fordert ver.di.
Der öffentliche Dienst steht in Hamburg unter immensem Druck. Besonders in Kitas, Krankenhäusern und kulturellen Einrichtungen wie der Elbphilharmonie oder dem Schauspielhaus wird der Personalmangel – auch für die Bevölkerung – zunehmend spürbar. Bei zwei Kick-off-Veranstaltungen haben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die ver.di-Forderungen genau unter die Lupe genommen, diskutiert und erste Aktionsideen für ihre Betriebe entwickelt.
„Die Belastung in vielen Bereichen ist enorm. Unsere Forderungen sollen den Beschäftigten ermöglichen, ihr Berufs- und Privatleben besser in Einklang zu bringen“, erklärt Ole Borgard, stellvertretender Landesbezirksleiter von ver.di Hamburg. „Gerade die zusätzlichen freien Tage und das Meine-Zeit-Konto bieten individuelle Flexibilität, die dringend gebraucht wird.“
Eine Dauerbelastung
Die Folgen des Personalmangels und der Überlastung zeigen sich auch in Hamburg. Immer wieder müssen Beschäftigte zusätzliche Aufgaben übernehmen, weil Stellen nicht besetzt werden. „Viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind gesundheitlich am Limit“, so Borgard. „Hier sind auch politische Entscheidungsträger*innen gefragt gemeinsam mit ver.di und den Betriebs- und Personal-rät*innen Lösungen zu finden.“
ver.di fordert daher nicht nur Gehaltserhöhungen, sondern auch strukturelle Veränderungen. Das Meine-Zeit-Konto, auf dem Beschäftigte Überstunden oder Gehaltssteigerungen in Freizeit umwandeln können, soll den Druck reduzieren und individuelle Lebensphasen berücksichtigen.
„Es ist dringend geboten, unsere öffentlichen Dienste auf der Höhe der Zeit und bürgerfreundlich weiterzuentwickeln. Dafür sind qualifizierte Kolleginnen und Kollegen und eine solide Finanzierung notwendig – Arbeitgeber und politisch Verantwortliche müssen endlich handeln. Die Finanzierungsgrundlagen dafür zu schaffen, ist Aufgabe der Politik“, betont Borgard.
In Hamburg fallen rund 45.000 Beschäftigte und rund 4.000 Beamtinnen und Beamte unter den Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes. Dazu zählen große Arbeitgeber wie die Stadtreinigung, Krankenhäuser wie das UKE und die Asklepios Kliniken oder kulturelle Einrichtungen. Sie alle spielen eine zentrale Rolle im Alltag der Bürger*innen. Doch trotz dieser wichtigen Aufgaben fühlen sich viele Beschäftigte nicht ausreichend wertgeschätzt.
„Hamburg braucht einen öffentlichen Dienst, der die Menschen nicht überlastet, sondern unterstützt. Deshalb sind diese Verhandlungen so wichtig,“ betont Borgard. „Unsere Forderungen gehen über reine Gehaltsanpassungen hinaus. Wir kämpfen für mehr Selbstbestimmung und Flexibilität.“
Warnstreiks nicht ausgeschlossen
Schon jetzt bereitet sich ver.di auf intensive Verhandlungen vor. Sollte es kein akzeptables Angebot der Arbeitgeber geben, sind erste Warnstreiks nicht ausgeschlossen. Die Kick-off-Veranstaltungen in Hamburg haben gezeigt, dass die Stimmung unter den Beschäftigten klar ist: Sie erwarten echte Verbesserungen. „Die Beschäftigten tragen die Last des Personalmangels und der Bürokratie. Das werden wir nicht länger hinnehmen. Jetzt ist der Zeitpunkt für Veränderungen“, so Borgard abschließend.