Ausgabe 07/2024
Infame Gewalt
Meist beginnt es mit üblen Sprüchen, mit der eine Person erniedrigt oder mundtot gemacht werden soll. Doch dabei bleibt es häufig nicht. Die Nachrichten an diese Person oder in eine Gruppe, der sie angehört, werden böswilliger, verletzender und bedrohlicher – und das über einen längeren Zeitraum. Diese Art psychischer Gewalt findet heutzutage größtenteils in Chatgruppen, via Messenger-Apps und auf Social-Media-Kanälen statt. Immer häufiger fälschen die Täter*innen Fotos und Filme ihrer Opfer, etwa um sie pornografisch in erniedrigenden Situationen darzustellen – damit hat das Cybermobbing eine noch infamere Gewaltstufe erreicht.
Die Motive sind vielfältig, doch alle Täter*innen eint, dass sie im Internet anonym unter falschem Namen agieren. Besonders häufig betroffen sind Jugendliche in der Pubertät sowie Frauen. Die dauerhaften Angriffe führen nicht selten zu psychosomatischen Erkrankungen beziehungsweise zu bleibenden psychischen Beschädigungen.
Betroffene können sich gegen Cybermobbing wehren: Es hilft, offen im eigenen Umfeld über die Angriffe zu sprechen und Hilfe bei verfügbaren Stellen zu suchen (siehe dazu das im Kasten verlinkte Klicksafe-Plakat mit Handlungshilfen). Zum anderen ist der Rechtsweg möglich, denn Beleidigung, üble Nachrede, Verleumdung, Nötigung oder Bedrohung, ebenso Nachstellung/Stalking sind laut Gesetz strafbare Handlungen, die man bei den Internetwachen der Polizei anzeigen kann. Umgehend Rat finden Betroffene bei den Hilferuf-Hotlines 116 111 (für Kinder und Jugendliche) und 116 016 (bei Gewalt gegen Frauen).
Eine gut aufgebaute Webseite mit Informationen und direkten Hilfsangeboten zum Cybermobbing bietet Klicksafe, von dort stammen auch die Smartphone-Apps „Cyber-Mobbing Erste Hilfe“ und „Cyber-Mobbing Leichte Hilfe“ in leichter Sprache auch für jene, die nicht so gut Deutsch beherrschen. Die Webseite taub-gewalt-stop.net richtet sich insbesondere an Gehörlose. Zu empfehlen ist auch das nützliche, vom Bundesfamilienministerium herausgegebene Merkblatt mit kompakten Informationen und vielen Links und Telefonnummern. Für Jugendliche ermutigend ist ein Interview von ARD alpha mit einem Betroffenen, der sich mit anderen gegen Cybermobbing stark macht.
Henry Steinhau
Rat & Tat
Rufnummern für direkte Hilfe oder akute Beratungen: 116 111 (Kinder und Jugendliche) und 116 016 (Gewalt gegen Frauen).
Plakat mit Tipps zur Gegenwehr (Klicksafe): kurzlinks.de/t70m (pdf)
Hilfe-Apps für Smartphones (Android und Apple): klicksafe.de/materialien/cyber-mobbing-leichte-hilfe-app
kurzlinks.de/1q1q (pdf)
Interview mit Betroffenem (ARD alpha): kurzlinks.de/b9ok
Internetwachen der Polizei: kurzlinks.de/alfx