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Unsere Landesleitung: Sandra Goldschmidt, Ole Borgard, Heike Lattekamp (v.r.n.l.)Foto: ver.di Hamburg

Was erwartet uns in 2025? Welche Themen werden die Arbeit von ver.di Hamburg prägen, und wie können wir als Gewerkschaft den Herausforderungen begegnen, die uns erwarten? Sandra Goldschmidt, Heike Lattekamp und Ole Borgard, die Landesbezirksleitung von ver.di Hamburg, blicken auf das vergangene Jahr zurück und werfen einen Blick auf das, was vor uns liegt. Während Hamburg in einer Umfrage als Heimat der glücklichsten Menschen in Deutschland glänzt, stellen wir uns die Frage: Wie zufrieden sind unsere Mitglieder – und was können wir gemeinsam tun, um die Arbeits- und Lebensbedingungen weiter zu verbessern?

„Natürlich gehören auch unsere Mitglieder irgendwie zu den glücklichen Hamburger*innen, zumal die Zufriedenheit ja auch laut der Erhebung nicht ­zuletzt mit den guten Tarifabschlüssen zusammen hängt. Dennoch sehe ich, dass sie angesichts der allgemeinen Weltlage und der wirtschaftspolitischen Diskussionen sorgenvoller in die Zukunft blicken. Zwar betreffen diese Debatten oft primär die Industrie dabei werden die Dienstleistungen und der öffentliche Dienst häufig übersehen. Gerade in diesen Bereichen sind aber auch wichtige Fragen zur Finanzierung, Stellenbesetzung und Belastung offen“, sagt Sandra Goldschmidt.

Zum Wohle der Mitglieder

Heike Lattekamp ergänzt: „Es geht nicht nur um finanzielle Verbesserungen durch Tarifabschlüsse, sondern um die gesamte soziale Absicherung, die wir als Gewerkschaft bieten. Von der Arbeitszeitgestaltung bis hin zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf – diese Themen sind entscheidend für das Wohl unserer Mitglieder und tragen dazu bei, dass sie sich in ihrer be-ruflichen und privaten Situation sicher und unterstützt fühlen.“

Für Ole Borgard ist die Zufriedenheit der Mitglieder das Resultat einer umfassenden Strategie: „Natürlich sind Tarifabschlüsse wichtig, aber sie sind nur ein Teil des Ganzen. Unsere Aufgabe ist es, Arbeitsplätze zu sichern, Weiterbildung zu fördern und eine faire Entlohnung zu gewährleisten. Aber genauso wichtig ist es, die soziale Absicherung der Beschäftigten zu garantieren – und genau hier spielt die Gewerkschaft ihre Rolle.“

2024 war geprägt von großen politischen Entscheidungen und intensiven Verhandlungen wie der Verkauf der HHLA-Anteile. „Auch wenn wir den Verkauf nicht verhindern konnten, haben wir deutlich gemacht, dass gute Arbeitsbedingungen im Hafen nicht verhandelbar sind und kein Akteur im Hafen einfach so an ver.di vorbeikommt“, sagt Sandra Goldschmidt. Sie sieht in der Debatte ein Beispiel dafür, wie wichtig es ist, gewerkschaftliche Interessen klar zu vertreten, auch dann, wenn der Gegenwind stark ist.

Neben diesen Auseinandersetzungen brachte der erste Klimagipfel in Hamburg einen entscheidenden Impuls. Ole Borgard sieht darin eine große Chance: „Wir haben gezeigt, dass ökologische Verantwortung und soziale Gerechtigkeit Hand in Hand gehen müssen. Mit Projekten wie dem sustainability hub können wir den Wandel aktiv mitgestalten und Beschäf-tigte auf dem Weg in eine klimafreundliche Zukunft begleiten.“

Das Tarifjahr 2025

2025 stehen zahlreiche Tarifverhandlungen an, in zentralen Bereichen wie der Post, dem öffentlichen Dienst Bund und Kommunen. Zu Letzteren zählen große Arbeitgeber wie die Stadtreinigung, Krankenhäuser wie das UKE und die Asklepios Kliniken sowie kulturelle und soziale Einrichtungen. Ole Borgard hebt die Bedeutung der anstehenden Tarifrunden hervor: „Für uns geht es nicht nur um Entgelterhöhungen, sondern auch um langfristige Sicherheit sowie strukturelle Verbesserungen und bessere Arbeitsbedingungen.“ Heike Lattekamp ergänzt, dass die sozialen Aspekte auch in den anstehenden Tarifrunden nicht zu kurz kommen dürfen.

Ein drängendes Thema, das 2025 weiter an Bedeutung gewinnen wird, ist der Fachkräftemangel – vor allem in Pflege, Bildung und sozialen Berufen. Sandra Goldschmidt betont, dass hier strukturelle Veränderungen notwendig sind: „Diese Berufe verdienen mehr Anerkennung, eine höhere Bezahlung und bessere Arbeitsbedingungen. Nur so können wir langfristig qualifizierte Fachkräfte gewinnen und vor allem auch halten.“ Auch die ­Rentenpolitik bleibt ein zentrales Thema. Heike Lattekamp warnt vor den Risiken privater Vorsorgemodelle: „Eine kapitalgedeckte Rente gefährdet die soziale Sicherheit vieler Menschen. Wir setzen uns für ein solidarisches System ein, das Altersarmut verhindert und den Generationenvertrag stärkt.“ Gleichzeitig verweist sie darauf, dass es Aufgabe der Gewerkschaften sei, für ein sicheres Rentensystem einzutreten, das allen Generationen eine verlässliche Altersvorsorge bietet.

Gesellschaftliche Teilhabe fördern

In gesellschaftspolitischen Debatten beobachtet Sandra Goldschmidt eine zunehmende Widersprüchlichkeit, besonders in der Diskussion um Migration und Arbeit. „Restriktive Maßnahmen wie die neuen Grenzkontrollen sind das völlig falsche Signal. Unsere Wirtschaft und Gesellschaft sind auf Zuwanderung angewiesen. Deshalb geht es vielmehr darum, den Menschen bei uns eine echte Perspektive zu bieten und uns um gute Integration zu bemühen.“

„2025 wird ein Jahr, in dem wir weiter für gute Arbeitsbedingungen, soziale Gerechtigkeit und gesellschaftlichen Zusam-menhalt kämpfen“, fasst sie die Herausforderungen des kommenden Jahres zusammen. Heike Lattekamp sieht darin auch eine Gelegenheit, die Solidarität unter den Mitgliedern zu stärken: „Es ist unsere Aufgabe, ihre Bedürfnisse ernst zu nehmen – in Tarifverhandlungen, in der Politik und in der Gesellschaft.“ Ole Borgard betont: „Die Herausforderungen, die vor uns liegen, sind groß, aber sie eröffnen auch neue Möglichkeiten. Wir haben die Chance,Hamburg gemeinsam mit unseren Mitgliedern zu einem noch lebenswerteren Ort zu machen.“

Mit Entschlossenheit und Kreativität stellen wir uns den Herausforderungen des neuen Jahres. Gemeinsam arbeiten wir daran, 2025 zu einem Jahr der Veränderung und des Fortschritts zu machen, für uns alle und für Hamburg.