Solo-Selbstständige und Streik? Dieser nur scheinbare Widerspruch stand im Mittelpunkt der Jahreskonferenz des Hauses der Selbstständigen, HDS, am 25. November im Musiksaal in Hamburg. Anhand von zahlreichen Best-Practice-Beispielen wurde aufgezeigt, welche Möglichkeiten den Solo-Selbstständigen zur Verfügung stehen, um ihr Hauptproblem zu lösen: eine angemessene Bezahlung.

Als ersten Impulsredner hatten die Organisatoren Duncan Crabtree-Ireland verpflichten können, den National Executive Director und Verhandlungsführer der amerikanischen Schauspieler-Gewerkschaft SAG-AFTRA. Im vergangenen Jahr haben die Schauspieler*innen und Drehbuchautor*innen in einem beispiellosen Doppelstreik reichlich Sand ins Hollywood-Getriebe gestreut. Mehrere Blockbuster Starts mussten verschoben werden, ebenso die Emmy-Preisverleihung. „Wenn sich Gewerkschaften zusammentun, sind sie nicht zu stoppen“, sagte er. Und: „Es kann doch nicht sein, dass jemand neben seinem 40-Stunden-Job noch weitere Jobs annehmen muss, nur um seinen Lebensunterhalt zu finanzieren! Lösungen dazu werden nicht von den Unternehmen kommen, es sind die Gewerkschaften, die das Problem lösen müssen.“

Lichtblick Basishonorare

Die Hamburger Wirtschaftssenatorin Melanie Leonhard machte die besondere Leistung der Solo-Selbstständigen deutlich: „Sie leisten einen bedeutenden Beitrag zur wirtschaftlichen Dynamik und Innovationskraft unserer Stadt. Sie machen Hamburg lebendig, vielfältig und zukunftsorientiert.“ Dabei sprach sie auch Schwierigkeiten an: die wenig attraktive freiwillige Arbeitslosenversicherung, die durch Corona verursachten Probleme und die fehlende Absicherung von Solo-Selbstständigen in Krisenzeiten.

Aber es gibt auch Lichtblicke. Gabriele Schulz vom Deutschen Kulturrat klärte über die Basishonorare auf, die seit Juli dieses Jahres für bestimmte Branchen gelten, wenn Projekte mit Bundesmitteln gefördert werden. Paul Elsholz von der Handwerkskammer richtete den Fokus darauf, dass Solo-Selbständige auch Unternehmer sind und einige von ihnen später Mitarbeitende beschäftigen und ausbilden. Und in der Podiumsdiskussion hatte Jörg Hilbert, freier Journalist beim NDR, Gelegenheit, vom erfolgreichen Streik zu berichten.

Im Best-Practice-Teil erzählten insgesamt 16 Solo-Selbstständige und Vertreter*innen von Initiativen darüber, wie sie sich in diesen nicht immer ganz einfachen Zeiten durchsetzen. Eine davon ­begleitete die Jahreskonferenz auch ­musikalisch: Singer-Songwriterin Brosie engagiert sich bei Verso, der Vereinigung Songwriter.

Weitere Infos zur Konferenz und den Vortragenden gibt es auf den Internetseiten vom Haus der Selbstständigen: hausderselbststaendigen.info