Ausgabe 01/2025
Was unsere Leserinnen und Leser bewegt

Thema "Kultur? Muss drin sein", ver.di publik 8_2024
Ich habe noch nie für eine Ausstellung im Museum ein Honorar bekommen. Wie auch ansonsten für Ausstellungen höchstens mal eine Aufwandsentschädigung von 100 Euro rüberkommt. Die natürlich nicht reicht. Vielleicht bekommen Künstler*innen von Groß-Events eins, dafür müssen sie dann aber auch das ganze Museum vollballern. Hier in Schleswig-Holstein machen die Museen sich einen schönen Sonntag und qualifizieren sich eher als Kitas denn als Ausstellungsorte für zeitgenössische Kunst. Oder propagieren lauthals "Unsere Landschaftsmaler". Die verkaufen sich aber eh, auch wenn die Qualität zu wünschen übriglässt.
Eva-Maria Mehrgardt, per E-Mail
Kommentar "Trumponomics 2.0", ver.di publik 8_2024
Zunächst wünsche ich noch nachträglich alles Gute und vor allem Gesundheit für 2025. Nun zu dem Kommentar: Nein, nein und nochmals nein! Die Trumps und anderen Reaktionäre und Rechtspopulisten in der Welt werden nicht versehentlich gewählt, weil jemand aus Angst vor sozialem Abstieg sein Kreuz an der falschen Stelle macht. Sie werden nicht gewählt, obwohl sie reaktionär, fremdenfeindlich, antidemokratisch usw. sind, sondern gerade, weil sie es sind. Wir haben weltweit einen Rechtsruck zu verzeichnen, in den USA, den Niederlanden, Ungarn, Österreich und auch hier in Deutschland und anderswo.
Dieser Rechtsruck hat auch die Arbeiterklasse infiziert, sonst wären der Zuspruch und die Wählerzahl nicht so hoch.
Auch der "einfache Mann/die einfache Frau von der Straße" sehnt sich zunehmend nach einem starken Führer, der alles mit einem Federstrich und ohne politische Kontrolle regelt, blickt auf zu Machern mit Machogehabe, zu Großmäulern wie Elon Musk und träumt von Amerika, Holland, Deutschland und welchem Land auch immer "first". Wer trotz aller allgemein zugänglichen Informationen über derlei Parteien, ihre Absichten und ihr Führungspersonal diese wählt, kann sich nicht mit Protestwahl und Denkzetteln herausreden. Er ist ein Faschist! (Das gilt übrigens auch, wenn er Mitglied von ver.di oder einer anderen DGB-Gewerkschaft ist.) Die Zeit der Protestwähler/innen ist längst vorbei, heute haben wir es mit Überzeugungstätern/innen zu tun. Ludger Baack, Duisburg
Knigge "Moral zeigen", ver.di publik 8_2024
In diesem "Knigge" ist die Rede von Erich Kästner und unter anderem davon, dass er kein Widerstandskämpfer gewesen sei. Was ist denn ein Widerstandskämpfer? Einer, der auf den (richtigen!) Feind eine Granate wirft? Erich Kästner stand nicht umsonst auf dem Index. Damals. Und es war sicher nicht leicht, in einer ideologieverblendeten Menge auf einem Platz zu stehen und zuzusehen, wie das eigene Werk verbrannt wird. Wer hat diese Art von Mut? Zu bleiben und auszuhalten? Wer sich ernsthaft mit Kästner auseinandersetzt, wird vielleicht erahnen, wie er gekämpft hat. Nicht nur vor dem Krieg, auch nach dem Krieg. Er hat Gesellschaftsspiegel hinterlassen, in denen wir unser eigenes Verhalten innerhalb unserer Gemeinschaften erkennen können, denn es sind immer wieder die gleichen Mechanismen, die dazu führen, dass wir einer Meinung, einer Weltanschauung oder einem vermeintlichen höheren Ziel hinterherlaufen und diesen Dingen unsere Menschlichkeit unterordnen. Wir haben genug von besagtem Kakao getrunken, siehe sichere Aktienrente, siehe RKI-Files zu Corona (Wer hat sie gelesen?), siehe Frieden schaffen durch Waffenlieferungen, siehe Digitalisierungssegen, ePA, etc.
Menschen wie Erich Kästner, die einen humorvollen und nachdenklichen Widerstand versuchen, ohne zu verurteilen, sind ohnehin selten. Wenn Worte Kästners als Richtschnur für die anstehenden Wahlen gelten könnten, vielleicht diese letzte Zeile des Gedichtes "Warnung vor Selbstschüssen": "Bleib am Leben, sie zu ärgern!" Sigrid Jahn, Geisenhausen
Leserbrief von Martin Stegmaier zu "Mehr Geld, mehr Zeit, mehr Zukunft", ver.di publik 8_2024
Widersprochen werden muss der Behauptung von Kollegen Martin Stegmair, Beamte hätten "alle Möglichkeiten, per Gesetz in die Altersteilzeit zu gehen", während Angestellte "in die Röhre" schauten. Bundesbeamte können schon seit Ende 2022 keine Altersteilzeit mehr antreten (§ 93 Abs. 3 Satz 1 Nr. 3 Bundesbeamtengesetz). Das entspricht genau dem Tarifvertrag zu flexiblen Arbeitszeitregelungen für ältere Beschäftigte (§ 15 Abs. 2). Hessen hat den vormaligen § 118 seines Beamtengesetzes aufgehoben. In NRW (§ 66 LBG) und Bayern (Art. 91 BayBG) besteht für Beamte kein Rechtsanspruch, sondern der Dienstherr kann(!) bewilligen, also nach Ermessen auch ablehnen, wenn nicht ohnehin schon dringende dienstliche Belange entgegenstehen. "Alle Möglichkeiten" ist auch dafür gewaltig übertrieben, und Auslaufmodelle einiger Landesbeamtenrechte werden die öffentlichen Arbeitgeber in Zeiten des Fachkräftemangels kaum beeindrucken. Gerhard Lechleitner, Berlin
Spezial "Echtes oder falsches Versprechen?", ver.di publik 8_2024
Was die Rahmenbedingungen für den Einsatz von KI angeht, fehlen wirksame Mitbestimmungsrechte für Betriebsräte und Gewerkschaften: bei der Gestaltung von Produkten, Arbeitsabläufen und der entsprechenden Investitionen. Leider steht bei der Mitbestimmung der Arbeitsbedingungen lediglich der Schutz der Gesundheit oder anderer Rechte, aber nicht der Einfluss auf konkrete Arbeitsabläufe im Zentrum. Gewerkschaften verfehlen ihre Aufgabe, wenn sie nicht für wirksamen Einfluss auf Investitionen und Produkte sowie die Prozessgestaltung der Arbeit mobilisieren. Mit der KI ist es höchste Zeit, in der Bildungsarbeit diese blinden Flecke zu schließen. Sonst treten die Mitglieder nicht für diese Forderungen ein. Leistungsverdichtung, Arbeitsplatzverlust und weiterer Bedeutungsabbau von Betriebsräten und Gewerkschaften werden folgen, wie seit Beginn der Digitalisierung in den Siebzigerjahren. Michael Tellmann, 44 Jahre lang gewählter Interessenvertreter und seit 53 Jahren Gewerkschaftsmitglied
upps "Blaumacher und Schwarzmaler", ver.di publik 8_2024
Herr Lindner hat am wenigsten Grund, sich über Blaumacher zu beschweren. Die FDP-Minister haben sich durch die Bank nicht durch Arbeitseifer beim Umsetzen der Aufgaben des Koalitionsvertrages hervorgetan. Typisch ist das nicht ausgezahlte Klimageld. Mir kann niemand erzählen, dass das innerhalb von drei Jahren nicht möglich ist, so etwas auf die Reihe zu kriegen. Und genauso verhält es sich mit dem Justizministerium von Herrn Buschmann. Auch hier liegen viele Gesetzesvorhaben – ja wo eigentlich? Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen. Frank Klee, Münster
ver.di publik allgemein
Ich lese regelmäßig eure Zeitung und möchte mich für die gute Arbeit bedanken. In Zeiten von Rechtsruck ist es ermutigend zu lesen, dass noch nicht alle ihren moralischen Kompass über Bord geworfen haben. Ihr schafft es, die wahren Probleme unserer Gesellschaft anzusprechen, und nicht über jedes Stöckchen zu springen, das man euch hinhält. Von mir aus könnt ihr das noch plakativer machen. Probleme benennen und Lösungen klar formulieren. Die Wahl in den USA hat gezeigt, es geht um Gefühle. Ich wünsche mir eine starke Erzählung mit klaren Forderungen. Das "Warum" und "Weshalb" kann dann gern auch noch auf drei Seiten Text ausformuliert werden.
Ihr habt eine stabile Haltung, danke dafür.
Malte Huhnt, Kiel