Ausgabe 01/2025
Raus aus X!
Als Mitte der 1990er Jahre mein damaliger Chefredakteur meinte, die Gewerkschaft ÖTV müsse das Internet meiden, weil darin nur Rechtsextremisten und Pädophile sich tummelten, teilte ich seine Meinung nicht. Ich widersprach auch seiner Vermutung, das neue Medium wäre – wie Kaiser Wilhelm es schon vom Auto angenommen hatte – nur eine "vorübergehende Erscheinung". Statt dessen wirkte ich maßgeblich daran mit, die Internet-Präsenz von ÖTV und später auch von ver.di auf- und auszubauen. Rund dreißig Jahre sind nach diesen Anfängen vergangen – und Teile des Internets wurden seither gekapert von Milliardären, die nur ihre eigenen Ränke damit schmieden. Einst unschuldiges Gezwitscher auf Twitter wurde es vom Schlimmsten und Reichsten unter ihnen, Elon Musk, umgebaut zu einem Instrument, das uns allen ein X für ein U vormachen soll. Die Gewerkschaften ver.di und GEW haben diese Plattform nun verlassen, weil sie X "als Forum für die Verbreitung von rechtsextremistischen Positionen, von Hass und Hetze, von Demokratiefeindlichkeit und Desinformation" betrachten. Ich finde, wir alle sollten dem Beispiel unserer Organisation nun folgen: Raus aus X und trockenlegen, was mit widerlichem Schmutzwasser überschwemmt wird!
hms