Ausgabe 02/2025
Das Wort im Krieg
In den drei Jahren, in denen ich diese Kolumnen schreibe, habe ich nie über den Bereich geschrieben, in dem ich arbeite – die Medien. Dabei sind Journalisten und die Medien im Allgemeinen mit den gleichen Problemen konfrontiert wie andere Berufe auch: Arbeitskräftemangel, Mobilisierung, Migration, fehlende Finanzierung. Auch die beruflichen Herausforderungen nehmen zu: der Zugang zu Informationen, die Arbeit der Redaktionen in den Grenzgebieten. Auch Journalisten sind gezwungen, Binnenflüchtlinge zu werden, den Verlust von Angehörigen zu erleiden oder Kinder allein aufzuziehen, wenn ihr Partner oder ihre Partnerin in der Armee ist. Umfragen zeigen zudem, dass Dauerstress und psychische Erschöpfung zu den größten Herausforderungen für Medienschaffende gehören.

Das Überleben unabhängiger Medien
Im vierten Jahr des Krieges scheint jedoch der Mangel an finanziellen Mitteln die größte Herausforderung zu sein. Vor der Unabhängigkeit ist ein großer Teil der ukrainischen Medien oligarchisch geprägt gewesen. Dies galt vor allem für die großen Fernsehsender. Daher waren verschiedene ausländische Zuschüsse lange Zeit der Rettungsanker für das Überleben vieler unabhängiger Nachrichtenredaktionen. Tatsächlich war es diese Unterstützung, die dazu beitrug, eine aktive Zivilgesellschaft zu bilden, die später in entscheidenden Momenten der ukrainischen Geschichte ein Wörtchen mitreden sollte. Die jüngste Aussetzung der USAID-Programme in der Ukraine hat nun gezeigt, wie entscheidend diese Unterstützung war.
Laut einer Umfrage der ukrainischen, unabhängigen und nichtstaatlichen Medienorganisation "Institute of Mass Information" (IMI) waren die USAID-Zuschüsse häufig ein wichtiger Bestandteil zur Wahrung der Unabhängigkeit der Redaktionen. So sind 59 Prozent der befragten ukrainischen Medienschaffenden der Meinung, dass die Einstellung der US-Förderprogramme für Medien katastrophale Folgen haben und zur Schließung oder erheblichen Einschränkung vieler unabhängiger Medien führen könnte. Einige ukrainische Medien sehen sich schon jetzt gezwungen, Mitarbeiter zu entlassen, Gehälter zu kürzen, die Menge der von ihnen produzierten Inhalte zu reduzieren und die Anmietung von Büroräumen zu verweigern. Wenn die internationale Finanzierung nicht innerhalb von drei Monaten wieder aufgenommen wird, wird sich die Zahl derer, die zu solchen Schritten gezwungen sind, mehr als verzehnfachen. So gaben 40 Prozent der befragten Medienschaffenden an, dass sie gezwungen wären, Personal abzubauen, und 35 Prozent würden Gehälter kürzen müssen.
Die neuen Beschränkungen könnten sich besonders für kleine und regionale Projekte negativ bemerkbar machen. Dies wird sich auf die ukrainische Demokratie auswirken, die nun schon seit mehr als drei Jahren um ihre Existenz kämpft – viele Studien haben einen Zusammenhang zwischen aktiven demokratischen Prozessen vor Ort und der Präsenz lokaler Medien aufgezeigt.
Die freundliche Schulter der Kollegen
The Kyiv Independent, ein ukrainisches, aber englischsprachiges Medium, wurde einige Monate vor der umfassenden Invasion gegründet. In den zurückliegenden drei Jahren ist es der Publikation gelungen, ein großes Team aufzubauen, das ein einflussreiches Produkt erstellt. Vor allem aber verfügt The Kyiv Independent über eine stabile, unabhängige Finanzierung, die zu 70 Prozent aus monatlichen Beiträgen der Leser besteht. Als klar wurde, dass die Vereinigten Staaten alle USAID-Projekte einstellten, beschlossen die Journalisten von The Kyiv Independent, ihren Kollegen von drei regionalen Medienprojekten (alle aus Städten an der Front) zu helfen: Tsukr (Sumy), Gvara Media (Kharkiv) und MikVisti (Mykolaiv). Im Ergebnis konnte die Kyiver Kollegen 66.000 US-Dollar zur Unterstützung dieser drei Projekte aufbringen. Natürlich werden die Gelder den drei Publikationen nur für eine kurze Zeit zum "Überleben" verhelfen. Unter den derzeitigen Umständen ist es deshalb umso wichtiger, ihnen zu helfen, andere Finanzierungsquellen zu erschließen.
Denn hinter dem Verschwinden steckt ein weiteres Problem: Die finanzielle Anfälligkeit der unabhängigen ukrainischen Medien öffnet unter den gegenwärtigen Bedingungen den Weg für eine Zunahme des Informationseinflusses autokratischer Regime, einschließlich des russischen Regimes, gegen das die Ukraine nach wie vor einen existenziellen Krieg führt. Russland verfügt über weitaus mehr Ressourcen und zieht sich nicht nur auf dem Schlachtfeld, sondern auch bei Informationskampagnen mit falschen Nachrichten nicht zurück. Die aktive Arbeit unabhängiger Medien kann hingegen dazu beitragen, dass diese Kampagnen in einer demokratischen Gesellschaft auch weiterhin nicht erfolgreich sind.