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Im ehemaligen niederländischen Pavillon auf dem Expo-Gelände in Hannover entstehen MikrowohnungenFoto: Julian Stratenschulte/dpA

Wer sieht es nicht? Vielerorts stehen Häuser und Gebäudekomplexe teils seit Jahren ungenutzt leer. Und dies in Zeiten, in denen bezahlbarer Wohnraum zu einem der größten gesellschaftlichen Probleme angewachsen ist. Jetzt soll es – wenn es nach der neuen schwarz-roten Bundesregierung geht – ein "Bau-Turbo" richten. Hunderttausende neue Wohnungen sollen Angebot und Nachfrage und somit auch die enorm steigenden Mieten wieder ins Lot bringen. Die Europäische Bürgerinitiative "HouseEurope!" schlägt einen anderen Weg vor: Sie will die Sanierung und Umbauten von bestehenden Gebäuden einfacher, erschwinglicher und sozialer machen. Mit einer EU-weiten Gesetzgebung soll das geregelt werden. ver.di unterstützt die Initiative und ihre Ziele.

HouseEurope! möchte durch ein Gesetz Anreize schaffen, damit die Sanierung von Gebäuden die Regel wird und bestehende Gebäude und auch Gemeinschaften erhalten bleiben. Zudem setzt sich die Initiative für eine lokalere Bauwirtschaft ein, um Energie und Ressourcen zu sparen. Die Bauindustrie ist nämlich für einen erheblichen Teil der globalen CO₂-Emissionen verantwortlich; und gerade durch Sanierungen ließen sich diese Emissionen reduzieren. Wer zukünftig saniert und altes Material wiederverwendet, soll dafür steuerliche Vergünstigungen bekommen. Die EU soll darüber hinaus faire Regeln für die Bewertung bestehender Gebäude schaffen und neue Werte für das in Bestandsgebäuden gebundene CO₂ festlegen.

Erhalten statt abreißen, so lässt sich die Initiative HouseEurope! einfach und kurz zusammenfassen. Gebäude hauptsächlich als Investitionen zu betrachten – so wie es seit Jahren Praxis ist –, führt laut der Initiative viel zu häufig zu Leerstand, Abriss und Neubau. Da bereits heute schon 96 Prozent der Bauvorschriften auf europäischer Ebene festgelegt werden, richtet sich House Europe! mit ihrem Anliegen direkt an die Europäische Union. In Deutschland nimmt unter anderem Lüneburg am Förderprogramm "Resiliente Innenstädte" teil. Das Programm fördert die norddeutsche Stadt mit 6,6 Millionen Euro für Projekte, die die Innenstadt stärken sollen. Dazu gehört auch, leerstehende Läden in der Innenstadt mit neuen Angeboten wiederzubeleben. Eine Idee, ganz im Sinne von HouseEurope!.

Die Initiative will bis zum 31. Januar 2026 insgesamt eine Million Unterstützerinnen und Unterstützer in ganz Europa gewinnen, um ihrer Forderung nach einer europäischen Sanierungsoffensive politisches Gewicht zu verleihen. Wer sich für den Erhalt von bestehenden Gebäuden und sozial gerechte Sanierungen einsetzen möchte, kann auf der Homepage der Initiative unterzeichnen und sich weiter informieren – auch über weitere Projekte, in denen aus altem Baubestand neues Wohnen entsteht.

houseeurope.eu