Ausgabe 04/2025
Kolonialismus im Klimaschutz

Sachbuch – Die Energiewende in Deutschland soll durch Windräder, Solaranlagen, E-Autos und den Einsatz von Wasserstoff gelingen. Allerdings braucht es dafür enorme Mengen an Rohstoffen – und die kommen zum Großteil aus dem globalen Süden. Was das für die dortige Bevölkerungen bedeutet, bleibt in den aktuellen Debatten meist unsichtbar. Das will ein internationales Autor*innenteam mit dem Buch "Grüner Kolonialismus" ändern. Die neuen Bedarfe in Europa und Nordamerika setzen die traditionelle Arbeitsteilung fort. In Chiles Atacamawüste werden Kupfer und Lithium abgebaut, was das knappe Wasser verschmutzt; die lukrative Weiterverarbeitung findet in den traditionellen Industrieländern statt. In Marokko und der Westsahara sind inzwischen riesige Gebiete mit Solaranlagen vollgestellt, um Deutschland künftig mit Wasserstoff zu versorgen – die vorher dort lebenden Menschen haben ihre Existenzgrundlage verloren. Klimaschutz ist zum neuen Geschäftsfeld geworden. Am konsumorientierten Lebensstil der reichen Länder soll sich möglichst wenig ändern.
"Keine ökosoziale Transformation ohne globale Gerechtigkeit", ist Konsens aller 18 Aufsätze, die mit Informationen gespickt sind. Klar wird: Auch unser Verständnis von Arbeit ist Teil des Problems. Dem stellt das Buch die Vision einer Lebensweise entgegen, bei der sich die Menschen in die natürlichen Kreisläufe einfügen. Beispiele aus Ostafrika, Bangladesch und Kolumbien machen das konkret. Auch wenn die gegenwärtigen Machtverhältnisse monströs sind, braucht es einen Kompass für Alternativen. Dazu trägt dieses Buch bei. Annette Jensen
MIRIAM LANG, MARY ANN MANAHAN, BRENO BRINGEL (HRSG.): GRÜNER KOLONIALISMUS – ZWISCHEN ENERGIEWENDE UND GLOBALER GERECHTIGKEIT. OEKOM VERLAG, 334 SEITEN, 25 € (BUCH), 19,99 € E-BOOK