13_upps_Reichelt-jpg.jpg
Fotos: Daniel Reinhardt/dpa

Vielleicht erinnern sich noch einige hier an Julian Reichelt, Ex-Chefredakteur der BILD-Zeitung. Reichelt ist seinen Job seinerzeit losgeworden wegen mehrerer Lecks unter seinen Untergebenen. Frauen, die ihm zu Diensten gewesen waren, haben teils nicht mehr dichtgehalten, nachdem eine Meldung Oberwasser bekommen hatte, dass er seine Macht missbrauche, um vor allem junge Untergebene gefügig zu machen. Der Fortgang ist bekannt, Reichelt musste die BILD-Fläche verlassen. Wenig später gründete er 2022 mit millionenschwerer finanzieller Unterstützung das rechte News-Portal Nius. Auf ein Neues ist Reichelt nun von einem Leck betroffen. Nachdem er selbst Mitte Juli über die britische Regierung auf seinem Nachrichten-Portal ätzte: "Namen von Helfern veröffentlicht: Datenleck zwingt Briten zur Aufnahme Tausender Afghanen", kostet ihn möglicherweise ein gleichzeitiges Datenleck seiner Abonnenten-Datenbank den einen oder die andere Abonnent*in. Sein rechtspopulistisches Portal wurde demnach Fall eines sogenannten Defacements. Dabei werden öffentliche Inhalte einer Seite, etwa Überschriften oder Textpassagen, durch andere, aber für jeden Besucher sichtbare Texte ersetzt. Im Nius-Fall verlinkte eine fette URL auf der Startseite und anderen Seiten zu einer Datenbank mit persönlichen Daten von rund 5.700 Nius-Abonnent*innen samt Vornamen und Namen, E-Mail-Adressen und verkürzte respektive pseudonymisierte Kreditkarten- oder Kontoinformationen. Das für sich ist unangenehm und peinlich genug. Doch bei Julian Reichelt geht's immer noch eine Nummer peinlicher. Den Medien-Konkurrenten von t-online und dem Spiegel wirft er auf der Plattform X vor, sich eine "schwere Straftat" zunutze zu machen, "um ihre politische Agenda zu verfolgen". t-online ginge es darum, den Betroffenen "Angst einzujagen", dass sie irgendwo "bloßgestellt" werden könnten. Und der Spiegel kontaktiere und bedränge Opfer des Datenlecks: "Das ist ein Tiefpunkt, den ich mir nicht hätte vorstellen können", es sei eine "Vernichtungskampagne", der Spiegel missbrauche "Hehlerware für die eigene Politagenda". Eine Vernichtungskampagne warf er seinerzeit allen vor, die seinen Abgang bei der BILD forderten oder herbeischrieben. Und jetzt auch Missbrauch – darunter macht es ein Reichelt eben nicht. Petra Welzel