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Nach jeder Operation reinigen wir in den Helios Dr. Horst Schmidt Kliniken in Wiesbaden die OP-Säle. In drei Schichten, rund um die Uhr. Wir sind ein echtes Team. Im Krankenhaus geht es bei Hygiene um Leben und Tod. Jeder bei uns weiß, wie gut wir deshalb aufpassen müssen. Jedes Jahr besuchen wir Hygieneschulungen. Offiziell haben wir fünf Minuten für eine Reinigung im OP-Saal. Das reicht vielleicht bei einem kleinen Eingriff, wo nur zwei Tropfen Blut wegzuwischen sind. Aber für eine OP in der Unfallchirurgie braucht es doppelt so lange. Also rennen wir. Sobald eine OP fertig ist, werden wir zur Zwischenreinigung gerufen. Ständig klingelt mein Telefon. Alles muss immer ganz schnell gehen, damit der Saal für die nächste OP fertig ist. Kurz mit dem Wischmopp durchgehen, reicht nicht. Wir müssen alles richtig gründlich reinigen und desinfizieren, nirgendwo darf mehr Blut sein. Wir schieben jeden Tisch zur Seite, putzen alle Oberflächen, inklusive Lampen, packen die schmutzige Wäsche ein und entsorgen kiloschwere Müllsäcke. Am Ende des Tages putzen wir jeden Saal nochmal ganz gründlich, bis zur Decke.

"Danach bist du sowas von kaputt"

Wir sind ständig unter Zeitdruck. Gut wäre, wenn ein Saal nach dem nächsten zu reinigen wäre. Aber nein. Oft sind es fünf Säle auf einmal. Wir kommen kaum dazu, auf die Toilette zu gehen. Personal ist immer sehr knapp kalkuliert. Immerhin konnte ich durchsetzen, dass der Nachtdienst mit einer zweiten Reinigungskraft besetzt ist. Vorher war eine Kollegin alleine, aber sie muss ja auch mal Pause machen. Unsere Arbeit ist körperlich sehr anstrengend. Danach bist du sowas von kaputt. Pro Schicht kommen wir locker auf 16.000 Schritte. Um wirklich in jede Ecke zu kommen, musst du dich bücken. Das geht gar nicht anders. Alle im Team haben Schmerzen im Rücken. Und oft auch in den Knien. Die älteren Damen humpeln alle. Ich habe darum gekämpft, dass wir eine Reinigungsmaschine bekommen. Damit fahren wir jetzt wenigstens die langen Flure entlang, die kein Ende haben und die wir auch reinigen.

Ich mag meine Arbeit, bin gerne unter Leuten. Großgeworden bin ich in einem Dorf in Portugal. Nach der Schule wollte ich etwas erleben und bin zu einer Tante nach Wiesbaden gereist. Erst habe ich als Tagesmutter und Zimmermädchen in einem Hotel gearbeitet, danach bin ich als Reinigungskraft ins städtische Krankenhaus gewechselt, habe die Kinderstation geputzt. Ich habe Glück: Weil ich schon seit über 30 Jahren dabei bin, habe ich noch einen alten Vertrag und werde nach dem Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst bezahlt. Die meisten aus unserem Team sind allerdings inzwischen in einer eigenen Servicegesellschaft angestellt, für weniger Geld, für 14,71 Euro pro Stunde – inklusive OP-Zulage. Ich bin bei ver.di und im Betriebsrat aktiv und will daran etwas ändern. Mein Ziel: ein Krankenhaus, eine Belegschaft. Die Reinigung wird oft nicht gesehen, so wie andere Servicebereiche auch. Aber ohne uns geht im Krankenhaus nichts. Wir sind alle wichtig. Protokoll: Kathrin Hedtke; Foto: Michael Schick