Ausgabe 05/2025
Drei Bitches für Gerechtigkeit

Der erste Band der Serie um die "Inglorious Bitches – Drei Frauen gegen das Dritte Reich" heißt "Sterben wie Gott in Frankreich" und hält sich nicht lange mit Vorrede auf. Die Zeit: 1. Juni 1944, ein paar Tage vor der Landung der Alliierten in der Normandie. Der Ort: Irgendwo in Iowa, USA. Mutter Mary verabschiedet sich von ihren sieben Kindern, schultert ihre Maschinenpistole, tauscht ihren Ehering gegen zwei Schlagringe aus der Schmuckschatulle und sitzt im nächsten Kapitel schon neben zwei weiteren Elite-Soldatinnen im Militärflieger, der sie hinter die feindlichen Linien der deutschen Besatzer in Südfrankreich bringen soll. Es sind ihre Freundinnen Lynx und Mouth, die beide über Superkräfte verfügen. Die eine hat ein Supergehör, die andere riecht Nazis zehn Meilen gegen den Wind. Zusammen mit der durch siebenfache Mutterschaft unkaputtbaren Mary werden sie alsbald von deutscher Flak abgeschossen und landen in den Lavendelfeldern der Provence, um ihren Geheimauftrag zu erfüllen: Die Nazis und ihre Geheimwaffe, mit der sie die Weltherrschaft an sich reißen wollen, finden und auslöschen.
Die drei Frauen ballern, prügeln, treten, spucken und fluchen sich in der Folge durch angreifende Wehrmachts-Truppen wie einst Asterix und Obelix durch die Römer in Schildkrötenformation. Die atemlose Jagd auf die Nazischurken – sie heißen entweder Fritz, Karl oder Heinrich – mündet in einen rasant und stilsicher geschriebenen, halsbrecherischen Plot, bei dem ganze Schlossmauern durch die Lüfte fliegen, um dem Guten zum Recht zu verhelfen. Autor und Leserschaft haben Gefallen an den drei Bitches gefunden, denn Spang, alias Benny B. Savage, schreibt mittlerweile an Roman Nr. 8 seiner "alternativen Geschichte eines anderen Weltkriegs", insgesamt ist die Serie auf 18 Bände angelegt.
ver.di publik : Die Inglorious Bitches sind ganz offensichtlich eine feministische Anlehnung an die " Inglourious Basterds" , dem Film über Nazijäger von Quentin Tarantino. Trotzdem schreibst du keine Fanfiction, sondern eigenständige Pulp Fiction, schnelle, leicht konsumierbare Actionstories vom Kampf Gut gegen Böse. Wie kommt man auf sowas ?
Benjamin Spang: Das geht auf eine Kurzgeschichte zurück, die ich vor Jahren geschrieben habe. Da ging es um amerikanische Soldaten, die ein Hexengrab samt okkultem Artefakt finden müssen, das den Nazis die Weltherrschaft schenken würde. Damals hatte ich schon zwei Fantasy-Romane geschrieben und habe überlegt, was ich als nächstes schreibe. Da fiel mir die Kurzgeschichte wieder in die Hände. Um daraus einen Roman zu machen, brauchte ich aber ein Alleinstellungsmerkmal. Er sollte sich abheben von allem, was man so kennt. Also war die Frage: Wie mache ich aus der Geschichte etwas Besonderes?
Und die Antwort?
Die Antwort war: Meine Elite-Soldaten sollten weiblich sein, das fand ich schon immer cool, und statt einer Kompanie wie bei "Der Soldat James Ryan" habe ich das Personal auf drei reduziert, das verdeckt hinter feindlichen Linien agiert. Ich war schon immer ein riesiger Fan von Tarantino und dachte: Wenn ich das schreibe, dann muss der Titel "Inglorious Bitches" lauten, weil dadurch gleich klar ist, worum es geht. Um Frauen, die gegen Nazis kämpfen. Ich habe seitdem die Erfahrung gemacht, dass manche, vor allem Jüngere, den Film von Tarantino gar nicht kennen. Deshalb der Untertitel "Drei Frauen gegen das Dritte Reich". Das hat mich gleich begeistert, weil ich das Potential erkannt habe. Auch das Buchcover stand mir klar vor Augen. Quietschpink und groß das Wort "Bitches" darauf, das funktioniert auch bei Social Media sehr gut. Und dann habe ich den ersten Band in zwei Wochen geschrieben. Die Grundidee der Kurzgeschichte habe ich verworfen, geblieben ist nur: Drei Personen gegen Nazis plus Fantasy und Paranormales.
Wie konnte dein Werk denn so schnell auf jetzt acht Bände anwachsen?
Weil mir die Mischung aus Dialogen, Action, Witz und Abenteuer selbst so einen Spaß gemacht hat, dass ich nicht aufhören konnte zu schreiben. Die Bände zwei und drei habe ich dann auch sehr schnell veröffentlicht. Damit war die erste Staffel komplett, sie endet mit dem Zweiten Weltkrieg. Eine Staffel hat immer drei Bände. Erst danach habe ich erkannt, dass daraus eine längere Serie werden kann. Ab der zweiten Staffel, also Band 4, gehen meine drei Bitches auf Welttournee, denn viele Nazis sind ja damals tatsächlich nach dem verlorenen Krieg in andere Länder geflohen. Also folgen sie ihnen in diese Länder, finden die Nazis, töten die Nazis. Das ist immer das gleiche Grundprinzip. Allerdings wuchs mit der Zeit mein Anspruch über die Action hinaus; die Charaktere haben jetzt mehr Tiefe und die Handlung mehr Subplots. Und man erfährt einiges über das Privatleben der Bitches.
"Mit dem Genderstern ärgere ich genau die Richtigen."
Die vielen Actionszenen sind richtig gut geschrieben. Wie hast du dieses Talent entwickelt?
Ich hab schon mit zwölf einen 80-seitigen Comic mit Bleistift gezeichnet, samt Story mit Anfang und Ende. Am liebsten habe ich die Spider-Man-Comics aus den 90ern gelesen. Die habe ich auch immer noch. Aber auch Superman, Batman, die Klassiker. Nach dieser Phase bin ich beruflich in die Computerspielszene geraten und habe einige Jahre mein Geld als Leveldesigner verdient, dann als Mediengestalter. Die Arbeitsbedingungen haben bei mir allerdings irgendwann zu einem Bruch mit der Branche geführt. Weil ich weiter kreativ tätig sein wollte, habe ich mir was gesucht, was ich cool finde und wo ich weniger abhängig von anderen bin. Dadurch bin ich zum Schreiben gekommen...
... und zum Öffentlichen Dienst.
Ja, seit 2021 arbeite ich dort als Mediengestalter. Ich bin internetaffin und kenne mich mit neuen Medien aus. Dort wurde breit gefächertes Wissen gesucht, und es wurde erkannt, dass ich das gut kann und gut mache.
Hat sich schon ein Verlag gemeldet?
Nein, damit rechne ich auch nicht. Inglorious Bitches war von Anfang an für mich ein Selfpublishing-Projekt. Da ist alles auf meinem eigenen Mist gewachsen. Ich weiß, wie man mit einem Grafikprogramm umgehen muss, damit schöne Sachen dabei rauskommen, wie etwa die Buchcover, die Lesezeichen, ein Roll-Up für Messen und Sticker. Da arbeitet dann der Teil meines Gehirns, der sich ums Marketing kümmert. Der Teil hat auch das Motto für die Lesezeichen "Kein Happy End für Faschist*innen" auf der Frankfurter Buchmesse aufgeschnappt. Denn auch mit dem Genderstern ärgere ich genau die Richtigen.
Hilft dir das Schreiben über Nazijägerinnen auch bei der Bewältigung des Rechtsrucks in der Gesellschaft?
Ja, es ist für mich auch eine Art Selbst-therapie, weil in meinen Büchern die Welt noch einfach gestrickt ist. Da gibt's die Guten und die Bösen. Die Fronten sind klar. Zuerst war das Nazithema einfach nur lustig und actionreich wie bei Tarantino. Inzwischen weiß ich aber, dass die Romanserie durchaus gebraucht wird. Leser*innen haben mir schon geschrieben, dass es ihnen nach der Bundestagswahl dreckig, nach der Lektüre der Bitches aber besser ging. Wenn ich den Leuten also mit meinen Geschichten helfe, sich von all dem realen Nazischeiß nicht so runterziehen zu lassen, dann freut mich das extrem.
Die bisher erschienenen 8 Bände von Benny B. Savage: INGLORIOUS BITCHES – DREI FRAUEN GEGEN DAS DRITTE REICH sind bei Amazon erhältlich.
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