Ausgabe 06/2025
Anknüpfen und aufdrehen
Die Tarifrunde der Länder (TdL) ist eingeläutet. Zu den großen ver.di-Organisationsbereichen gehören in Hamburg die Bezirksämter, die Behörden und Senatsämter, die Universitäten, die Landesbetriebe sowie Feuerwehr und pädagogisch-therapeutisches Fachpersonal.
Auch die studentischen Beschäftigten im Bereich Forschung und Lehre sind Teil der Tarifrunde. Sie unterliegen weiterhin keinen Tarifverträgen, sind größtenteils vom Teilzeit- und Befristungsgesetz ausgenommen und nicht in den Personalräten vertreten. Die Folge: prekäre Arbeitsbedingungen, Kurzzeitverträge und eine äußerst schwierige soziale Lage. Für die von der Tarifrunde betroffenen 41.000 Tarifbeschäftigten, 4.800 Auszubildenden und Nachwuchskräfte sowie 42.000 Beamt*innen in Hamburg geht es um die Frage, ob sie sich ein Leben in der Stadt, für die sie arbeiten, leisten können.
Hier konnte ver.di Hamburg bereits am 29. Oktober einen ersten Etappensieg verbuchen: Nach drei Jahren voller Aktivitäten und zähem Ringen einigten sich ver.di und der Hamburger Finanzsenator Andreas Dressel, SPD, auf einen Mobilitätszuschuss in Höhe von 15,75 Euro für alle städtischen Beschäftigten im Bereich des Tarifvertrags der Länder. Mitarbeitende, die im direkten Kontakt mit Bürger*innen arbeiten, sollen ab Februar 2026 eine Zulage von 100 Euro pro Monat erhalten, die im Mai 2027 auf 115 Euro steigt. Beschäftigte im Sozial- und Erziehungsdienst bekommen eine Zulage von 50 bzw. 75 Euro. "Dass diese Einigung im Morgengrauen erzielt wurde, zeigt wie viel Licht und Schatten darin steckt", sagt Ole Borgard, stellvertretender Landesbezirksleiter von ver.di Hamburg. "Vieles entspricht nicht den Erwartungen der Beschäftigten. Insbesondere im Sozial- und Erziehungsdienst sind wir von den Anfangsforderungen noch weit entfernt. Deswegen verstehen wir diesen Tarifvertrag nur als Einstieg in eine Hamburg-Zulage für alle und nicht als Endpunkt."
In der anstehenden TdL-Runde wird die Arbeitgeberseite mehr Bewegungswillen zeigen müssen. Auch dort ist der Verhandlungsführer auf Arbeitgeberseite der Hamburger Finanzsenator Dressel. "Wir können davon ausgehen, dass die Arbeitgeberseite sich wieder an den finanzschwächsten Bundesländen orientiert, um Ergebnisse klein zu halten. Wir haben den Organisationsgrad seit der letzten TVL-Runde in vielen Schlüsselbereichen spürbar steigern können, sodass wir mit Druck aus den Betrieben gegenhalten und zu guten Lösungen für die Kolleg*innen am Tariftisch kommen können", so Borgard. Er ist zuversichtlich, dass ver.di an die erfolgreiche Tarifrunde 2023 anknüpfen kann.
Die Forderungen siehe Seite 4