Ausgabe 06/2025
Aus dem ver.di Werkzeugkasten
Was können Mitglieder tun, um in ihrem Betrieb aktiv zu werden? Wie gewinnt man weitere Mitglieder, um mehr durchzusetzen? Wir stellen verschiedene „Werkzeuge“ vor, die in gewerkschaftlicher Arbeit und Auseinandersetzungen erfolgreich eingesetzt wurden. Dieses Mal erzählt Intensivpflegekraft Anja Voigt vom Vivantes Klinikum Berlin-Neukölln, die dort auch Betriebsrätin ist, von ihren Erfahrungen mit der Mobilisierung zur Betriebsratswahl.

Nächstes Jahr stehen Betriebs- und Personalratswahlen an. Ihr wollt diesmal anders mobilisieren? Genau. Wir verfolgen zwei Schienen. Erstens suchen wir aktiv gute Kandidat*innen: Wir haben alle ver.di-Mitglieder online angeschrieben und gehen zusätzlich durchs Haus, um Leute direkt anzusprechen. Viele haben die Wahl nicht auf dem Schirm, wissen nicht, dass sie kandidieren dürfen – manche wissen nicht mal, dass es einen Betriebsrat gibt, besonders migrantische Beschäftigte. Dieses Vorgehen hat uns neue Leute gebracht, und nicht nur die „üblichen Verdächtigen“. Einige wollen zwar nicht kandidieren, aber uns künftig unterstützen – auch das ist ein Erfolg.
Unterstützen? Wer auf unserer Liste steht, selbst „nur“ als Unterstützer*in, wird in den nächsten vier Jahren Ansprechperson für den eigenen Bereich. Das ist also mehr als ein Name auf der Liste – es hat eine Funktion, und das kommt gut an.
Wie geht’s weiter? Bei der nächsten Betriebsgruppen-Sitzung stellen wir einen ersten Wahlvorschlag vor. Eingeladen sind auch die Unterstützer*innen. Die Runde zeigt: Wir sind viele und können über den Betriebsrat hinaus etwas bewegen. Mir geht es darum, Menschen zu finden, die in ihren Bereichen aktiv werden.
Und die zweite Schiene? Der Wahlkampf. Wir überlegen Neues: vielleicht weniger Flyer, wo wir das Gefühl haben, die werden oft gar nicht mehr gelesen, dafür mehr Social Media und ein Town Hall Meeting, wo wir uns den Wähler*innen für Fragen zur Verfügung stellen. Und auch für Aufträge. Außerdem wollen wir mit dem Wahlkampf eine Befragung verbinden. Wir gehen über die Stationen und fragen: Wie findet ihr den bisherigen Betriebsrat? Was lief gut? Was wünscht ihr euch für die nächste Legislatur?
Also mehr Transparenz und Mitsprache? Unbedingt. Es ist wichtig – auch für mich als Betriebsrätin – zu wissen, was los ist in den Bereichen. Ich brauche da Rückkopplung. Und ich finde es auch legitim zu sagen, ihr wählt mich, also gebt mir auch mit, was ich tun soll.
Ist die BR-Wahl eine gute Gelegenheit, gewerkschaftliche Präsenz zu zeigen? Auf jeden Fall – um mit Leuten ins Gespräch zu kommen und sie zu aktivieren.
Was würdest du Leuten aus anderen Betrieben raten? Durchs Haus gehen, 1:1-Gespräche führen, Meetings anbieten. Mit den Leuten sprechen ist das A und O. Ein isoliertes „Elfenbeinturm“-Betriebsratsdasein funktioniert nicht. Die direkte, persönliche Ansprache wirkt am besten.
ver.di bietet dieses und anderes „Gewerkschaftswerkzeug“ in Schulungen an. Einen tieferen Einblick und Materialien findest du auf der Seite des Projektes Zukunft der Mitgliedergewinnung unter zdm-werkzeuge.verdi.de