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Die Rente scheint wie ein Wunschkonzert in der Koalition. CDU, CSU und SPD verständigten sich auf einen Kompromiss, bei dem jede Partei etwas durchsetzen konnte: die CSU die Mütterrente, die CDU die Aktivrente und die SPD die Sicherung des Rentenniveaus bei 48 Prozent auch über 2031 hinaus.

Doch ob das Wunschpaket wie geplant noch vor Weihnachten den Weg durch die parlamentarischen Gremien schafft, ist bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe am 25. November noch nicht klar. Sollte die von der CDU favorisierte Aktivrente – also erweiterte Zuverdienstmöglichkeiten für Menschen jenseits der Regelaltersgrenze – Anfang kommenden Jahres in Kraft treten, drängt die Zeit.

Doch schwer macht es den Regierenden die Junge Union. Ihr geht die Festlegung des Rentenniveaus über 2031 hinaus zu weit. Sie drohen damit, dass junge Bundestagsabgeordnete dem Vorschlag die Zustimmung verweigern. Damit hätte er unter Umständen keine Mehrheit mehr.

An der Realität vorbei

Dabei hat die Hans-Böckler-Stiftung jüngst festgestellt, dass die Pläne generationengerecht und finanzierbar sind. Der ver.di-Vorsitzende Frank Werneke forderte CDU und CSU auf, die Quertreiberei gegen den Rentenbeschluss der Koalition einzustellen. "Heutige und zukünftige Rentnerinnen und Rentner erwarten von der Politik Verlässlichkeit. Ohne eine Entscheidung in diesem Jahr beginnt das Rentenniveau bereits ab 2026 zu sinken", so Werneke. Die ganze Debatte führe an der Lebensrealität von Rentner*innen vorbei. Die bedeute schon heute beklagenswerte niedrige Renten. Frauen, die gerade in Rente gegangen sind, bekommen im Schnitt 929 Euro im Monat, Männer 1.355 Euro.

Den Vertreter*innen der Jungen Union warf er vor, nicht im Interesse der jungen Generation zu handeln. "Wird das Rentenniveau ab 2032 abgesenkt, dann trifft das nicht nur die Generation der Babyboomer, sondern eben auch alle nachfolgenden Generationen", stellte er klar.

Junge Menschen sind durchaus verunsichert, was ihre Altersvorsorge angeht. Das bestätigt eine Studie, die die MetallRente jüngst vorgestellt hat. Das Versorgungswerk der Tarifparteien in der Metall- und Elektroindustrie befragte zum sechsten Mal seit 2010 online 2.500 Jugendliche und junge Erwachsene. Das Ergebnis der repräsentativen Umfrage: Das Vertrauen in die Rentenpolitik sinkt, die Angst vor Altersarmut ist präsent, bei Frauen mehr als bei Männern.

"Rund die Hälfte der Beschäftigten haben neben der gesetzlichen Rente immer noch keine Aussicht, später eine Betriebsrente zu erhalten", stellt ver.di-Rentenexpertin Judith Kerschbaumer in einer Analyse der Umfrageergebnisse fest. ver.di werde weiter als Gewerkschaft und Tarifvertragspartei die betriebliche Altersversorgung mitgestalten, um so die finanzielle Lage der Beschäftigten im Alter deutlich zu verbessern. Dabei würden auch die Arbeitgeber an der Finanzierung beteiligt.