Auch wer sich beruflich mit moderner Technik beschäftigt, schaut mit Sorge auf die rasante Entwicklung bei Digitalisierung und Künstlicher Intelligenz (KI). Das zeigen die Ergebnisse einer ver.di-Befragung unter Beschäftigten der Branche Informations- und Kommunikationstechnik (IKT) nach dem DGB-Index Gute Arbeit. Daran beteiligten sich 13.437 Kolleg*innen, davon 65 Prozent aus dem Bereich Telekommunikation, 33 aus der Informationstechnik und zwei Prozent aus der Spieleindustrie.

Beispiel Telekom

"Verglichen mit dem letzten Mal 2019 hat es bei uns Verbesserungen gegeben. Insgesamt liegen wir zwar beim Gute-Arbeit-Index im unteren Mittelfeld", berichtet Conny Bohmholt, stellvertretende Vorsitzende im Gesamtbetriebsrat (GBR) bei der DT Technik, zudem Mitglied des Konzernbetriebsrates und Vorsitzende der ver.di-Bundesfachgruppe IKT. Aber die besseren Bewertungen gehen vor allem auf das Konto sehr guter Tarifverträge zu Entgelt, Arbeitszeiten und mobilem Arbeiten. Gerade wegen der Zeitersparnis durch entfallende Wege zum und vom Arbeitsplatz sowie wegen der besseren Vereinbarkeit der Erwerbsarbeit mit Sorgeaufgaben komme das Arbeiten im Homeoffice gut an, betont Bohmholt. 9.000 Beschäftigte haben sich an der Gute-Arbeit-Befragung beteiligt, und bei allem Zuspruch für Teile des Berufsalltags, benannten sie auch Verbesserungsbedarf. So klagen 58,6 Prozent der Befragten über Störungen und Unterbrechungen bei der Arbeit, wofür auch die Großraumbüros sorgen, in denen die Mehrzahl der DT-Beschäftigten untergebracht ist. Unzufrieden sind sie über geringe Aufstiegschancen im Unternehmen. "Das hängt auch mit dem seit Jahren laufenden Personalabbau bei der Telekom zusammen", weiß Conny Bohmholt.

Die größten Sorgen machen sich die Beschäftigten wegen der Digitalisierung. Statt Entlastung schränke sie die Gestaltungsspielräume ein, erhöhe aber auch nicht die Produktivität, sagt Bohmholt. Hinzu kämen oft unsinnige Veränderungen in organisatorischen Abläufen, die zumeist Personalabbau bezweckten. "Insgesamt machen sich viele Kolleg*innen Sorgen um ihre berufliche Zukunft, zum einen wegen der wirtschaftlichen Lage, zum anderen wegen organisatorischer und technologischer Veränderungen."

Beispiel IBM

Ganz ähnlich fielen die Ergebnisse beim IT-Unternehmen IBM aus. "Die Beschäftigten der IBM sorgen sich um die Sicherheit ihrer Arbeitsplätze und schätzen ihre Zukunftsperspektiven nicht besonders positiv ein", sagt Dirk Wandtke, Vorsitzender des Gesamtbetriebsrates bei der IBM Deutschland Customer Support Services GmbH, Mitglied im ver.di-Bundesfachgruppenvorstand IKT und Mitglied der Tarif- und Verhandlungskommission im IBM-Konzern.

Viele fürchten, dass die wirtschaftliche Lage sowie die Entwicklung bei Digitalisierung und KI sich negativ auf den eigenen Arbeitsplatz auswirken werden. "Ein weiterer Kritikpunkt ist die zunehmende Isolation durch das Homeoffice", führt Wandtke aus. Das betrifft Beschäftigte beim Kundenservice ebenso wie bei IBM Deutschland, während im dritten Bereich, der an der Befragung teilnahm, der Entwicklungsgesellschaft, die Kolleg*innen am zufriedensten mit ihren Arbeitsbedingungen sind. "Kein Wunder, denn dort sind noch viele Teams zusammen." Bei IBM Deutschland GmbH wird dagegen länderübergreifend gearbeitet. Die Beschäftigten treffen sich nur bei Online-Meetings.

Der ver.di-Bundesfachgruppenleiter IKT, Florian Haggenmiller stellt fest, dass generell "Organisationsveränderungen und digitaler Wandel, inklusive KI" Sorgen verursachten und die Anforderungen an die Beschäftigten verschärften. Der Bedarf an Weiterbildung sei hoch, doch etwa ein Drittel der Befragten fühle sich nicht ausreichend für die künftigen Anforderungen qualifiziert. Umso wichtiger sei es, den Wandel der Arbeitswelt zu gestalten.

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