Ausgabe 06/2025
"Wir sind nicht zweite Klasse!"
"Wir sind heute hier, um für gleiche Löhne für gleiche Arbeit zu protestieren", sagt Yasemin Bayram am zweiten Streiktag der Beschäftigten der Service GmbH der BG Klinik Boberg. Seit elf Jahren arbeitet sie als Hauswirtschafterin am Klinikum und ist bei der seit 2007 ausgegliederten Servicegesellschaft beschäftigt. Durch die Ausgliederung umgeht die Klinik den geltenden Tarifvertrag und beschäftigt die meist migrantischen Kolleg*innen zu schlechteren Konditionen. "Wir leisten dieselbe Arbeit, aber unsere Löhne sind viel niedriger. Wir bekommen kein Weihnachtsgeld und keine Betriebsrente", sagt Fatih Arslan, der seit fünf Jahren als Küchenhilfe im Boberger Krankenhaus arbeitet. "Wir wollen keine Sonderrechte, sondern nur Gleichberechtigung, Gerechtigkeit und Respekt." Seit nun über einem Jahr baut sich hier eine Tarifbewegung auf. Die Anwendung des Kliniktarifvertrags ist die zentrale Forderung der Kolleg*innen.
Bis zum Redaktionsschluss sind bereits zwei Verhandlungstermine ohne Ergebnis geblieben. Aber die Streiktage waren im gesamten Klinikablauf zu spüren. "Wir schreiben hier Geschichte", meint Fatih Arslan. "Hier am Klinikum Boberg haben die Kolleg*innen der Servicegesellschaft noch nie gestreikt." Fatih Arslan geht davon aus, dass die Tarifbewegung noch weiter wachsen wird: "Nach den ersten Streiktagen verlieren die Kolleg*innen die Angst. Wir vertrauen uns und wir werden kämpfen bis auch für uns der Tarifvertrag des BG Klinikums gilt." Bereits jetzt organisiert sich eine deutliche Mehrheit der Kolleginnen und Kollegen in ver.di und es werden von Streik zu Streik mehr. Dass dieser Weg zum Erfolg führt, zeigten zuletzt die Kämpfe der Kolleginnen und Kollegen der CFM der Charité in Berlin. Mit 48 Streiktagen konnten sie die Angleichung an den dortigen Entgelttarifvertrag bis 2030 erreichen.
Diese Entschlossenheit braucht es jetzt für die Durchsetzung der Forderung am BG Klinikum Boberg. Die Notwendigkeit dafür liegt auf der Hand. "Wir können in einer teuren Stadt wie Hamburg unter diesen Bedingungen nicht mehr leben, und wir wollen keine Menschen zweiter Klasse sein", sagt Yasemin Bayram.