Wer über Jahrzehnte das Zeitgeschehen verfolgt, stellt fest, dass viele Akteure auf der politischen Bühne - ungestüm gesellschaftskritisch - am linken Rand auftauchen und über die Jahre durch die Institutionen peu à peu in die "Mitte" marschieren. Schließlich werden sie "vernünftig" und gehorchen den "Sachzwängen". Dann behaupten sie, dass der Kapitalismus nun einmal so ist, wie er ist, und man da gar nichts machen könne. Es geht aber auch anders: Der Christdemokrat Norbert Blüm zum Beispiel, Gewerkschafter von altem Schrot und Korn, hat schon als Kohls Arbeits- und Sozialminister Arbeitnehmerrechte nach Kräften verteidigt, aber im Alter wird er nun immer radikaler. Über die Manager von Pensionsfonds sagt er zum Beispiel: "Die haben nichts anderes mehr im Hirn als den Kurswert. Die sind an Wertschöpfung, realen Gütern, gar nicht interessiert. Das ist ein reines Wettbüro." Diese Art von Kapitalismus werde jedoch die nächsten 50 Jahre nicht überleben. Das walte Blüm!

PAULA-HELGE FORNEBERG