Gesundheitsmanagement in Klein- und Mittelbetrieben

Gesundheitsmanagement ist eine Chance für Mitarbeiter und Unternehmen, die Lebensqualität am Arbeitsplatz und die Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe nachhaltig zu stärken. So bewerten die Autoren die Ergebnisse einer Umfrage zur Einführung eines betrieblichen Gesundheitsmanagements, die gemeinsam vom Berufsförderungswerk Hamburg und der Arbeitsstelle Rehabilitations- und Präventionsforschung des Instituts für Soziologie an der Universität Hamburg durchgeführt wurde.

ver.di PUBLIK sprach mit Reinhard Giese, einem der Autoren.

ver.di PUBLIK | Herr Giese, welche Ergebnisse hat die Befragung?

Reinhard Giese | Sie zeigt anhand der Antworten von 650 Mitarbeitern in zehn Betrieben, dass sich die Arbeitswelt auch in kleinen und mittleren Betrieben rasant verändert und neue gesundheitliche Gefahren die Folge sind. Körperlich belastende Arbeitsbedingungen verlieren an Bedeutung, ihre Folgen dürfen aber trotzdem nicht vernachlässigt werden. Doch im Wandel zur Dienstleistungsgesellschaft werden psychische Belastungen immer wichtiger. Dazu zählt vor allem der enorme Termin- und Leistungsdruck. In unserer Umfrage zeigt sich das besonders bei den Gesundheitsdienstleistungen. Die rationalisierte "Pflege im Minutentakt" führt bei vielen Pflegekräften zu Widersprüchen zwischen dem Anspruch auf eine menschliche Pflege und der Realität. Diese Widersprüche sind kaum zu ertragen.

ver.di PUBLIK | Gab es für Sie besonders überraschende Ergebnisse?

Giese | Erstaunt hat uns, wie häufig Lärm als belastendes Element angeführt wurde. In der Pflege ist es beispielsweise der in Überlautstärke laufende Fernseher eines Patienten, in anderen Branchen die nicht vorhandene räumliche Trennung zwischen den Büros und Bereichen mit starkem Publikumsverkehr. Immer mehr Bedeutung bekommt auch die sozialkommunikative Einbindung der Mitarbeiter. Wenn der kollegiale Austausch nicht möglich ist, keine motivierende Rückmeldung von den Vorgesetzten kommt oder das Betriebsklima nicht stimmt, schlagen diese Defizite auf die Leistungsbereitschaft und -fähigkeit durch.

ver.di PUBLIK | Was empfehlen Sie den Betrieben?

Giese | Wir haben einen engen Zusammenhang zwischen diesen belastenden Faktoren und der Krankheitsquote sowie dem frühzeitigen Ausscheiden älterer Beschäftigter festgestellt. Ein Arbeitgeber, der sich darum kümmert, sorgt für mehr Motivation und Leistungsfähigkeit. Die Qualität der betrieblichen Arbeitsbedingungen wird bei dem absehbaren Mangel an Fachkräften zum wichtigen Wettbewerbsfaktor. Gesundheitsprävention, motivierende soziokommunikative Strukturen und das Angebot nachhaltiger Arbeitsplätze auch für älter werdende Arbeitnehmer prägen zunehmend das Image eines Betriebs und sind wichtig bei der Gewinnung qualifizierter Arbeitskräfte.

ver.di PUBLIK | Wie können Sie die Betriebe bei den Veränderungsprozessen unterstützen?

Giese | Unser Kooperationspartner, das Berufsförderungswerk Hamburg, hilft den Betrieben, die am Gesundheitsmanagement interessiert sind, bei der Einrichtung betrieblicher Gesundheitszirkel, vermittelt ihnen Moderatoren und bietet ein helfendes Netzwerk an. Dabei gehen wir flexibel auf die betrieblichen Bedürfnisse ein. Wir bieten ihnen unterschiedliche Module zum Gesundheitsschutz an und leiten sie bei Bedarf an Experten weiter. Interessierte können sich unter den Telefonnummern 040/645811353 an Frau Lewien beim Berufsförderungswerk Hamburg oder unter 040/428383627 an Herrn Giese wenden.