Einzelhandel und Druckindustrie stehen vor harten Tarifauseinandersetzungen. Nach Reallohnverlusten fordert ver.di jetzt spürbar und dauerhaft mehr Geld

Im Druckhaus der Nürnberger Nachrichten

Es wird ernst: Im März erreicht die Tarifrunde 2007 ihre Hauptphase. Es geht um höhere Löhne und Gehälter für einige Millionen Menschen. Die aktuellen Forderungen der Gewerkschaften reichen von vier Prozent im Bereich Nahrung, Genuss und Gaststätten bis zu sieben Prozent in der Schrott- und Recyclingwirtschaft. Das zeigt die Übersicht des Tarifarchivs vom Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut der Hans-Böckler-Stiftung.

In der Metallbranche, der holzverarbeitenden und der Druckindustrie werden jeweils 6,5 Prozent mehr Lohn und Gehalt gefordert. Für 5,6 Millionen Beschäftigte anderer Branchen stehen die Tarifsteigerungen für 2007 bereits fest, weil sie in länger laufenden Verträgen schon im Jahr 2006 und davor vereinbart wurden.

Die Vernebelungsversuche der Druckindustrie

Im Bereich von ver.di stehen harte Tarifrunden für die Druckindustrie und den Einzelhandel bevor. Die Druck-Arbeitgeber betreiben deshalb schon seit Monaten massive Propaganda für niedrige Abschlüsse. Und 20 Minuten, nachdem die Forderung der zuständigen ver.di-Tarifkommission nach 6,5 Prozent mehr Lohn und Gehalt verkündet war, bezeichnete der Bundesverband Druck und Medien (bvdm) dieses Verlangen als "vollkommen unrealistisch" und "völlig überzogen".

Der stellvertretende ver.di-Vorsitzende Frank Werneke wies die "Vernebelungsversuche" der Arbeitgeber zurück und betonte, die Druckindustrie habe in den letzten beiden Jahren "voll am Aufschwung teilgenommen" und allein in dieser Zeit 5,1 Prozent mehr Umsatz und eine Steigerung der Produktivität um knapp zehn Prozent erreicht. Der durchschnittliche Anteil der Personalkosten am Umsatz sei innerhalb der letzten fünf Jahre von 27,5 auf 22,9 Prozent (also um 17 Prozent) zurückgegangen, stellte Werneke fest. "Vor diesem Hintergrund ist unsere Forderung für die 180000 Beschäftigten angemessen." Der erste Verhandlungstermin ist am 28. März.

Und die Lügengeschichte im Einzelhandel

Auch den 2,6 Millionen Frauen und Männern, die im Einzelhandel arbeiten, stehen konfliktreiche Verhandlungen bevor. In allen Tarifgebieten haben die Arbeitgeber die Manteltarifverträge zum 31. Dezember des vorigen Jahres gekündigt. Die Gehaltstarifverträge laufen - zeitlich versetzt - in den nächsten Wochen in allen Bundesländern aus. Die Arbeitgeberverbände wollen die Zuschläge für die Spät- und Nachtarbeit in Läden und Kaufhäusern streichen und begründen das mit der Behauptung, der Einzelhandel sei "die einzige Branche in Deutschland, die Zuschläge vor 22 Uhr zahlt". Die Tatsachen sehen jedoch anders aus: Zuschläge werden zum Beispiel im Groß- und Außenhandel samstags bereits ab 13 Uhr fällig; auch in der Metallindustrie, bei Versicherungen, in Banken, Reisebüros und in der Druckindustrie werden schon für Arbeitsstunden vor zehn Uhr abends Zuschläge bezahlt.

Auf einer ver.di-Tarifkonferenz in Göttingen hat sich die Tarifkommission hinter die Forderung gestellt, die Zuschläge für Verkäuferinnen und Verkäufer zu erhalten und zu erweitern. "Beim Entgelt wird es nach Jahren des Reallohnverlusts jetzt Zeit für spürbare und dauerhafte Entgelterhöhungen", erklärte die stellvertretende ver.di-Vorsitzende Margret Mönig-Raane.

Aktuelle Informationen zur Druckindustrie finden sich im Internet unter http://gegendruck.verdi.de