Unhaltbare Zustände beim neuen Postzustelldienst des Zeitungsvertriebs Stuttgart GmbH

Seit geraumer Zeit baut der Zeitungsvertrieb Stuttgart GmbH (eine GmbH der Stuttgarter Zeitung und Stuttgarter Nachrichten) über seinen Zustellvertrieb einen Postzustelldienst, die Schwabenpost, auf. Damit soll der Post Konkurrenz gemacht werden. Neben den Zeitungen verteilen viele Aussteller jetzt auch Briefpost. Dagegen wäre nichts einzuwenden, wenn Methoden und Arbeitsbedingungen nicht äußerst fragwürdig wären. Der Zeitungsvertrieb bezahlt nämlich Hungerlöhne und diktiert Arbeitsverträge, die moralisch und rechtlich nicht einwandfrei sind.

Sittenwidrige Stundenlöhne

Einige der Zusteller/innen haben ihren Stundenlohn ausgerechnet und sind dabei auf Löhne zwischen drei und vier Euro gekommen. Solche Löhne sind eindeutig sittenwidrig. Der Tarif für vergleichbare Tätigkeiten bei der Post beträgt 11,50 Euro pro Stunde. Viele Beschäftigte haben einen zweiten Arbeitsvertrag für die Postzustellung mit dem gleichen Arbeitgeber, was rechtlich ebenfalls nicht zulässig ist. Es gibt Bezirke, in denen ohne Autos die Zustellung nicht möglich ist. Die Kosten für das private Auto für dienstliche Zwecke werden jedoch vom Arbeitgeber gar nicht oder höchst unterschiedlich getragen. Der Arbeitgeber muss jedoch den Einsatz der Fahrzeuge einheitlich für alle Beschäftigten vergüten, ebenfalls muss er für Unfallschäden bei dienstlichen Fahrten aufkommen.

Seit einigen Wochen kümmert sich die ver.di-Bezirkssekretärin Sylvia Nosko verstärkt um die Beschäftigten der Schwabenpost. Mehrere Informationsblätter, die an einen Teil der Beschäftigten verteilt wurden, führten zu heller Aufregung bei der Geschäftsleitung. Seither versucht diese, die Namen der "Informanten" herauszubekommen und droht mit Konsequenzen, wenn Beschäftigte Kontakt zur Gewerkschaft ver.di aufnehmen würden.

Diese Arbeit lässt sich nicht versüßen

Auf den Vorwurf von ver.di, dass hier das Grundgesetz verletzt würde, antwortete der Geschäftsführer der Schwabenpost, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Schwabenpost in ihren Grundrechten in keiner Weise eingeschränkt würden. Zur Beruhigung bekamen die Beschäftigten einen netten Brief zusammen mit einer Tafel Schokolade, um die Arbeit etwas zu versüßen. Zu Recht fassten dies viele Beschäftigte nicht als Anerkennung, sondern als Beleidigung auf. "Die Mitarbeiter brauchen keine Schokolade, sie brauchen mehr Mäuse!", heißt es in dem prompt von ver.di veröffentlichten Flugblatt.

ZUSTELLER/INNEN, DIE KONTAKT MIT VER.DI AUFNEHMEN WOLLEN, WENDEN SICH AN SYLVIA NOSKO, TEL. 0711/1664-101, E-MAIL SYLVIA.NOSKO@VERDI.DE