Rund 1000 Menschen sterben pro Jahr in Deutschland, weil Spendeorgane fehlen

Nachdenken, ausfüllen, einstecken - so einfach kann man Organspender werden

Im ersten Halbjahr 2007 haben 667 Menschen in Deutschland ihre Organe gespendet. Das sind rund 6,5 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Da jeder Spender durchschnittlich drei Organe spendet, konnte damit mehr als 2000 Menschen geholfen werden.

Doch trotz der Steigerung warten immer noch rund 12000 Schwerkranke auf Spenderorgane. Rund 1000 sind im vergangenen Jahr gestorben, weil das passende Organ für sie nicht rechtzeitig verfügbar war. "Es gibt noch große Potenziale", sagt Nadine Körner, Sprecherin der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO). Insbesondere die Krankenhaus-Ärzte seien gefordert, jeden potenziellen Organspender zu melden. Die DSO stehe ihnen dazu rund um die Uhr zur Verfügung.

Stellen zwei Ärzte unabhängig voneinander den Hirntod fest, wird geprüft, ob eine Zustimmung zur Organspende vorliegt. Selbst wenn der Hirntote zu Lebzeiten einen Organspendeausweis ausgefüllt hat, muss der nicht immer im Krankenhaus vorhanden sein. Dann werden die Angehörigen befragt, die im Sinne des Verstorbenen entscheiden sollen. Stimmen sie zu, wird die Organspende eingeleitet.

"Wichtig ist, dass man sich zu Lebzeiten mit einer möglichen Organspende auseinandersetzt, seine Entscheidung dokumentiert und mit der Familie darüber spricht", sagt Nadine Körner. Eine Umfrage der Universität Leipzig hat ergeben, dass 61 Prozent der Befragten zur Organspende bereit sind, obwohl sie keinen entsprechenden Ausweis besitzen. 70 Prozent befürworten nach dieser Umfrage, dass Organe entnommen werden dürfen, wenn kein Widerspruch der Betroffenen vorliegt.

Eine solche Regelung gibt es in vielen europäischen Ländern, beispielsweise in Spanien, Italien oder Österreich. In Österreich liegt die Spendenquote für Nieren bezogen auf die Zahl der Einwohner höher als in Deutschland.

Ethikrat für Widerspruchslösung

Auch der Nationale Ethikrat (www.ethikrat.org), eingesetzt von der Bundesregierung als nationales Dialogforum für ethische Fragen in den Lebenswissenschaften, empfiehlt, stufenweise eine Widerspruchslösung einzuführen. So soll die Zahl der Organspender in Deutschland gesteigert werden. Der Wille soll nach dem Vorschlag der Experten auch auf der Krankenversicherungskarte oder in einem zentralen Register dokumentiert werden können.Heike langenberg

Weitere Informationen gibt es bei der Bundeszentrale für Gesundheitliche Aufklärung (www.organspende-kampagne.de) oder der Deutschen Stiftung Organtransplantation (www.organspende.de). Auf den Internet-Seiten können Organspendeausweise bestellt oder heruntergeladen werden. Außerdem bieten beide Organisationen die kostenlose Rufnummer 0800/9040400 für alle Fragen zum Thema (Montag bis Donnerstag, 9 bis 18 Uhr, Freitag 9 bis 16 Uhr) an.