Herzenspein und Nasenschmerz - Wilhelm Busch und die Folgen | Heutzutage Karikaturist zu sein, ist gar nicht leicht. Nicht zuletzt der Streit um die Mohammed-Karikaturen hat gezeigt, wer die Welt und ihr Geschehen in Bildern überspitzt, kann die Mordgelüste einer ganzen Gemeinschaft auf sich vereinen. Als Wilhelm Busch im 19. Jahrhundert Figuren wie Plisch und Plum, Hans Huckebein, die fromme Helene und Max und Moritz erfand, war das unerhört. Aber auch unerhört gut, weil sie die Tragik und Komik des Seins auf den Punkt brachten. Und der Kunst damit ganz neue Wege eröffneten. Das kann man in dieser Ausstellung in Oberhausen umso eindringlicher verfolgen, weil rund 100 Werke von Wilhelm Busch mit 80 Arbeiten von Künstlern wie Gillray, Carracci, Tomi Ungerer und anderen zusammen wirken. In ihnen allen manifestiert sich die Geschichte der Karikatur aufs Feinste.

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LUDWIG GALERIE SCHLOSS OBERHAUSEN, KONRAD-ADENAUER-ALLEE 46, BIS 24. FEBRUAR 2008, DI-SO 11-18 UHR


Kunstmaschinen - Maschinenkunst | Es ist eigent-lich erstaunlich, dass die industrielle Re- volution erst rund 150 Jahre später einen unmittelbaren Ausdruck in der Kunstproduktion gefunden hat. Erst in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts fingen Künstler an, Maschinen zu bauen, statt Bilder zu malen oder Skulpturen zu formen. Von der Technik fasziniert, aber auch manches Mal abgestoßen, fanden sie ganz neue Wege, sich auszudrücken, das Leben, die Welt, Zusammenhänge in Maschinen zu übersetzen. Die Frankfurter Schirn hat sich jetzt in eine große Maschinenhalle verwandelt, in der Kunstmaschinen von Jean Tinguely, Angela Bulloch, Olafur Eliasson, Damien Hirst, Rebecca Horn und anderen ihre Arbeit verrichten. Die einen produzieren Kunst zum Mitnehmen, andere übersetzen menschliche Unzulänglichkeiten in reproduzierbare Abläufe und wiederum andere wollen einfach nur völlig zweckfrei gefallen. Absolut nicht nur eine Ausstellung für Technikverliebte.

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SCHIRN KUNSTHALLE FRANKFURT, RÖMERBERG, BIS 27. JANUAR 2008, DI, FR-SO 10-19 UHR, MI/DO 10-22 UHR


Fiona Tan - 80 Tage | In 80 Tagen um die Welt zu kommen, hat die Künstlerin Fiona Tan nicht geschafft. Dennoch nimmt der Titel ihrer aktuellen Ausstellung unmittelbar Bezug auf Jules Vernes abenteuerliche Expedition. Tan hat sich nämlich einerseits in Norwegen, Australien und Japan auf die Suche nach Amateurfotografien ihr unbekannter Personen gemacht. Wie ein Ethnograph reiht sie diese Bilder tafelartig nebeneinander auf, um so etwas wie die Idee von einer kollektiven Kultur und Geschichte darzustellen. Ähnlich verfährt sie in der zweiten Arbeit dieser Ausstellung, die in Berlin entstand. Es ist ein Film mit 200 Porträts verschiedenster Menschen, die still vor der Kamera stehen und nur von ihr bewegt werden. Wie auch in der Reihung der Amateurfotografien, glaubt man zunächst dahinter das ethnographische Moment des Sammelns und Dokumentierens zu erkennen. Je länger man sich allerdings mit den abgebildeten Menschen beschäftigt, fragt man sich, ob sich die Künstlerin nicht gerade davon distanzieren will. Und einen auf eine fantastische Reise zum Mensch an sich mitnehmen möchte...

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PINAKOTHEK DER MODERNE MÜNCHEN, BARER STR. 40, BIS 6. JANUAR 2008, TGL. AUSSER MO 10-18 UHR, DO 10-20 UHR