Aktionswoche gegen den Spuk

Bundesregierung soll eingreifen, SPD-Vorstand fordert den Konzern zu konstruktiven Verhandlungen auf

Seinen Aktionären kündigte Telekom-Chef René Obermann laut dpa erneut eine großzügige Dividende an, als er am 6. November die Quartalszahlen veröffentlichte. Trotz schwerer Imageverluste durch wiederholten Datenmissbrauch, trotz der internationalen Finanzkrise. An den Hauptanteilseigner der Telekom-Aktien richten sich die deutschlandweiten Proteste von Telekom-Beschäftigten: an die Bundesregierung, insbesondere an Finanzminister Peer Steinbrück (SPD), der über die bundeseigene Bankengruppe KfW rund 32 Prozent und damit die größte Einzelbeteiligung an der Telekom hält. Die Beschäftigten "fordern die Bundesregierung auf, einzugreifen und dem beschäftigten- und kundenfeindlichen Spuk der Telekom endlich ein Ende zu machen", sagte Frank Bethge, Fachbereichsleiter Telekommunikation bei ver.di in Nordrhein-Westfalen, zur Auftaktkundgebung am 4. November in Bonn.

Mahnwachen und Demos

Kundgebungen, Mahnwachen und Demonstrationen gehörten zur Aktionswoche "Jobs on Tour", die bis zum 13. November an allen Standorten von Telekom-Callcentern stattfand, die von den Streichplänen des Konzerns betroffen sind.

Mitte Oktober hatte der Parteivorstand der SPD bereits die Bundestagsfraktion und die Bundesregierung aufgefordert, dafür zu sorgen, "dass der Telekom-Vorstand sein Callcenter-Konzept unverzüglich überprüft und baldmöglichst in konstruktive Gespräche mit den Sozialpartnern eintritt." Es müsse verhindert werden, dass 10000 Beschäftigte durch betriebswirtschaftlich unsinnige Umstrukturierungen und unzumutbar lange Arbeitswege aus dem Unternehmen gedrängt werden - mit dem Ziel, insgesamt die Löhne zu drücken.

Wenige Tage danach erklärte die Telekom-Führung einseitig die Verhandlungen für gescheitert, obwohl die Betriebsräte ein schlüssiges Gegenkonzept vorgelegt hatten, das den Erhalt von 58 Standorten vorsah. Finanzminister Steinbrück weigerte sich mehrfach, auf die Telekom Einfluss zu nehmen. Soviel zum Einfluss der Politik auf die Wirtschaft.

PETRA GROLL