VON Uwe Wagner

Nicht lustig: Für viele Künstler/innen ist es schwer, über eine Galerie an die Öffentlichkeit zu kommen

Der Künstler und der Galerist: Sie brauchen sich gegenseitig - und doch ist ihre Beziehung mitunter ziemlich angespannt. Deshalb lud die ver.di-Fachgruppe Bildende Kunst zusammen mit dem Bundesverband Bildende Künstler (BBK) Hessen den Vorsitzenden des hessischen Galeristenverbandes Erhard Witzel zu einem Gespräch ein. Was sind die Grundlagen gedeihlicher Zusammenarbeit? Wie finden sich Künstler und Galerist? Dies waren die zentralen Fragen im Saal 3 des Frankfurter Gewerkschaftshauses. Das Interesse war groß, der Saal voll besetzt.

Intensives Marketing

Galerist Erhard Witzel aus Wiesbaden berichtete zunächst aus dem Alltag des Kunstbetriebs. Er wisse von "rund 600 ernsthaften Galerien" in Deutschland. Bei einem Drittel sei allerdings nicht gewiss, ob sie dieses Jahr überleben werden. Diesen Galerien stehen etwa 60000 gemeldete professionelle Künstler gegenüber. Statistisch würde das bedeuten, dass jede Galerie rund 100 Künstler zu vertreten hätte.

Witzel jedoch sieht sich nur im Stande, zwölf Künstler zu vertreten. Mehr geht nicht. Denn er muss sich um das Marketing und den Vertrieb der Arbeiten kümmern. Da könne er sich nicht auf Wiesbaden beschränken, sondern müsse über nationale und internationale Kunstmessen bis zu Vertriebspartnern in Übersee und Asien Kontakte knüpfen. Dafür sind seiner Meinung nach 50 Prozent Anteil am Verkaufserlös der Kunstwerke gerechtfertigt. Denn das finanzielle Risiko der Vertriebstätigkeit liegt im Wesentlichen bei der Galerie. Der Hälfte seiner Künstlerinnen und Künstler zahlt er einen monatlichen Betrag, damit diese, unabhängig von den Verkäufen, eine wirtschaftliche Grundlage haben. Die Verrechnung erfolgt dann mit den Verkaufserlösen. Selbstverständlich zahlt er auch seinen Beitrag an die Künstlersozialkasse. Witzel lehnt komplizierte Verträge zwischen Künstler und Galerist ab. Trotzdem, Verträge - mündlich oder schriftlich - müssen formuliert werden. Ein Mindestmaß an kaufmännischen Kenntnissen ist erforderlich. In jedem Fall sollte schriftlich festgehalten werden, wer was zu leisten hat und wer was dafür bekommt. Lieferscheine und ordentliche Rechnungen sind die Regel, ebenso klare Absprachen über den Verkaufspreis.

Vertrauen ist besser

Als wichtigste Grundlage einer erfolgreichen Zusammenarbeit zwischen Galerie und Künstler nannte Witzel ein solides Vertrauensverhältnis. Das bedeute auch, dass Verkäufe aus dem Atelier zu gleichen Bedingungen wie über die Galerie abzuwickeln seien. Verkäufe an der Galerie vorbei betrachtet er als Vertrauensbruch. Solche Verkäufe sprechen sich auf dem überschaubaren Markt schnell herum.

Eine profunde Kenntnis des Marktes fordert Witzel sowohl von den Künst-ler/innen als auch vom Galeristen. Der ständige Besuch von Ausstellungen und das Bilden von Netzwerken sind unabdingbar für jeden, der auf dem Kunstmarkt bestehen will. Nur so ließen sich Informationen sammeln und Kontakte finden, die für den Verkauf oder Verleih von Kunstwerken Voraussetzung sind.

Die für viele wohl interessanteste Frage war: Wie findet ein Künstler einen guten Galeristen? Auf keinen Fall, empfiehlt der Referent, mit der Mappe unter dem Arm Klinken putzen gehen. Besser sei es, sich empfehlen zu lassen, auch um Enttäuschungen zu vermeiden. Veranstalter und Besucher waren sich einig über den hohen Gebrauchswert der Veranstaltung. Der Weg zum Galeristen ist für einige nun nicht mehr ganz so dornig. Man braucht sich - und versteht sich vielleicht etwas besser.