Cee Lo Green: The Lady Killer | Er ist klein und kompakt, stammt aus einer Pfarrersfamilie und ist bereits dreifacher Vater. Auf The Lady Killer aber schlüpft Cee Lo Green überzeugend in die selbst gewählte Titelrolle mit all ihren Schattierungen. Ob geigenschwere Schmachtfetzen wie I Want You, bläsergetränkte Soulsongs wie Satisfied oder pumpende Tanzbodenfüller wie Bright Lights Bigger City: Der aus Atlanta stammende Green findet sich in allen Genres der schwarzen Popmusik schwerelos zurecht. Dass der moderne Rhythm and Blues zur Zeit in einer Krise steckt, das ficht den ehemaligen Rapper nicht an. Als eine Hälfte des Erfolgsduos Gnarls Barkley oder nun auf diesem, seinem dritten Solo-Album, lässt er die großen Momente des Soul wiederaufleben. Mal muss er dazu die alten Motown-Gassenhauer zitieren, mal einen Ausflug in die Disco wagen, mal die modernsten Möglichkeiten der elektronischen Musik benutzen. Aber was Green zum großen Helden der Charts macht, ist vor allem dies: Jeder seiner Songs ist ein potentieller Hit. to

CD, ATLANTIC/WARNER


Funny van Dannen: Meine vielleicht besten Lieder... | Funny Van Dannen wäre nicht er selbst, hätte er nicht ein paar Zeilen im Angebot, die ihn perfekt charakterisieren: „Ich stehe hier, sing’ meine Lieder/ Manche sind lustig und manche sind blöd/ Manche sind traurig und manche sagen, gut, dass die Zeit so schnell vergeht“. Es sind nicht zufällig auch die ersten Worte, die der in Berlin lebende Südlimburger mit holländischen Wurzeln auf dem neuen Album singt. Denn die zwei CDs sind ein repräsentativer Querschnitt durch das unüberschaubare Schaffen des 52-Jährigen, der einst die Lassie Singers gründete, für die Toten Hosen textete und heute einer der wichtigsten deutschen Liedermacher ist. Was diese vor Berliner Publikum live eingespielte Werkschau verdeutlicht: Es gibt kein Thema, zu dem Van Dannen nicht ein paar wundervoll schlaue Wendungen verfasst hätte. Allein von seiner akustischen Gitarre begleitet, führt er uns von den Segnungen der Schilddrüsenunterfunktion über die Zeit, Als Willy Brandt Bundeskanzler war, hin zu Vaterland und Kapitalismus – und beweist: Niemand hierzulande befördert das Private so souverän zum Politischen wie Funny van Dannen. to

CD, JPK/WARNER


Souad Massi: Ô Houria | Dass man in Europa überhaupt von ihr erfahren hat, liegt an ihrem Lebensweg. 1999 flüchtet Soaud Massi vor der Gewalt und dem Bürgerkrieg in ihrer algerischen Heimat und lebt seither im Pariser Exil. Zuvor hat sie sich schon als Stadtplanerin und als Sängerin in einer Rockband von den gesellschaftlichen Normen emanzipiert. Aus der Ferne richtet sie nun einen Blick auf Algerien, der geleitet ist von der Sorge um das Land. Auch ihre Musik ankert in beiden Welten: Westliches Singer-Songwriting mischt sich mit Berber-Wurzeln. Ihre Message gegen soziale Benachteiligung trägt sie auf Arabisch, Französich und Englisch in die Welt. Und auch bei den Gastmusikern ist sie kosmopolitisch: Neben dem Oud-Spieler Mehdi Haddab ist es das britische Songwriter-Idol Paul Weller, mit dem sie gemeinsam ihre Friedenshymne Let Me Be in Peace anstimmt. rix

CD, WRASSE / HARMONIA MUNDI