Erdogan Kaya ist Vorsitzender des Bundesmigrations- Ausschusses von ver.di

Die Leiharbeitsbranche boomt. Die Zahl der Beschäftigten in dieser Branche ist bei Menschen mit Migrationshintergrund prozentual höher als bei Einheimischen. Das wird nicht besser, wenn ab dem 1. Mai 2011 die Arbeitnehmerfreizügigkeit gilt. Die Konkurrenz um Jobs wird noch schärfer werden. Unternehmen werden das ausnutzen, um die Arbeits- und Einkommensbedingungen der Leiharbeiter/innen und der Stammbelegschaften zu verschlechtern. Obwohl niemand richtig einschätzen kann, wie viele Arbeitsuchende nach Deutschland kommen werden, gehen Horrormeldungen wie "Alle wollen nach Deutschland" durch die Boulevardblätter. So wird die Angst, den Arbeitsplatz zu verlieren, unter den Beschäftigten größer - egal, welcher Herkunft sie sind.

Die veränderte Situation nach dem 1. Mai bringt uns neue Herausforderungen. ver.di muss sich als Organisation darauf einstellen. Es gibt viele Fragen: Wie können wir mehr Mitglieder unter den Menschen in prekären Arbeitsverhältnissen gewinnen? Wie soll die Zusammenarbeit mit den Gewerkschaften aus anderen - und gerade osteuropäischen - EU-Ländern noch besser organisiert werden? Wie überwinden wir die Sprachbarrieren? Mit welchen Forderungen können wir in unserem Land Unternehmen unter Druck setzen, damit sie auf Leiharbeit verzichten und soziale Standards einhalten?

Wir können auf diese Fragen Antworten finden, wenn wir in die Betriebe gehen, dorthin, wo gearbeitet wird. Und: Unsere Ziele und Forderungen müssen klar und überzeugend sein. Gleicher Lohn für gleiche Arbeit ab dem ersten Tag und ein gesetzlicher Mindestlohn gehören zu unseren wichtigsten Forderungen und müssen es bleiben. Wir sollten aber auch das Verbot der Leiharbeit fordern, um den Druck auf die Unternehmen zu erhöhen. Denn wir müssen uns dagegen wehren, dass das Instrument Leiharbeit missbraucht wird, um die Arbeitsintensivität zu steigern, die Löhne zu drücken und für die Kolleginnen und Kollegen in Leiharbeit den Zustand der Rechtlosigkeit zu schaffen. Auch als Migrantinnen und Migranten müssen wir unseren Beitrag dazu leisten. Wir werden - gerade jetzt nach unserer Bundeskonferenz - eine starke Gruppe sein. Gemeinsam können wir etwas gegen Leiharbeit tun!