Susanne Foertsch

Ich arbeite im Service Management des privaten Krankenversicherers Deutscher Ring als Versicherungsangestellte. Das heißt, ich stehe in direktem Kontakt mit dem Kunden und der Kundin und bin die erste Ansprechpartnerin, wenn es um Versicherungsverträge geht. Da ich eine lange Anfahrt mit der Bahn habe, fange ich morgens meist um sieben Uhr an. Manche Kolleginnen kommen schon um halb sieben. Wir arbeiten Gleitzeit, pünktliches Anfangen lässt pünktliches Aufhören zu.

Als erstes fahre ich meinen Computer hoch, das dauert so lange, bis ich mir einen Kaffee geholt habe. Dann öffne ich meinen E-Mail-Account und sondiere, welche Vorgänge neu sind, welche einfach und zügig zu erledigen sind und welche einen größeren Aufwand erfordern. Zurzeit ist es ruhiger, da kommen 25 bis 30 Fälle oder Anfragen pro Tag. Es gibt aber auch Zeiten, etwa zum Jahresende, wenn eventuelle Beitragsanpassungen zum 1. Januar anstehen, dann können es an die 80 neue Fälle pro Tag werden.

Bei mir kommt alles an, was mit bestehenden Krankenversicherungsverträgen zu tun hat. Schnell kann ich Adressen und Bankdaten ändern. Mehr Aufwand bringen die Tarifwechsel mit sich. Und dann gibt's noch die Beamten mit den Beihilfen, deren Ansprüche sich verändern können. Richtig rund geht es bei uns durch das neue Bürgerentlastungsgesetz und die Gesundheitsreform. Dazu kommen viele Anfragen von Kunden, die zum Beispiel in einen Basistarif wechseln wollen oder müssen. Der Basistarif ist vom Gesetzgeber vorgegeben, zum Beispiel für Selbstständige, die bisher nicht versichert waren und seit 2009 die Pflicht zur Krankenversicherung haben. Durch die Gesundheitsreform ist vieles bürokratischer geworden, weil wir nun noch mehr Nachweise von Behörden und anderen Versicherungen brauchen.

Da muss was rüberkommen

Ich gehöre zum erweiterten Kreis des Betriebsrates, ich sitze auf der Reservebank. Im Moment stecken wir in der Tarifverhandlung, verteilen Flugblätter, haben einen Sternmarsch organisiert. Wir wollen Sozialleistungen behalten, die von ver.di erstritten wurden. Und wir fordern sechs Prozent mehr Geld. Mit der Forderung schlägt ver.di ordentlich zu, aber wir haben auch geschuftet, da muss schon was rüberkommen.

Die meisten Kunden sind am Telefon sehr nett. Aber es gibt auch solche, die bei Beschwerden den zuständigen Sachbearbeiter übergehen und gleich an den Vorstand schreiben. Manche nennen das "das Salz in der Suppe", aber ich könnte gut darauf verzichten. Im direkten Gespräch lässt sich ein Problem doch viel persönlicher und entspannter aus dem Weg räumen. Und dafür sind wir ja da.

Protokoll: Jenny Mansch