ELKE HANNACK ist im ver.di-Bundesvorstand u. a. zuständig für die Sozialpolitik

ver.di PUBLIK | Die Versicherten verschiedener Krankenkassen und der Deutschen Rentenversicherung Bund können derzeit ihre Vertreter/innen in der sozialen Selbstverwaltung wählen. Ist die Selbstverwaltung nicht längst zu einer Gremien-Bürokratie erstarrt?

ELKE HANNACK | Nein, mit Sicherheit nicht. Ich weiß, dass es für einen Versicherten nicht einfach ist, Einblick in die Arbeit des Verwaltungsrates seiner Krankenkasse oder des Vorstands seiner Rentenversicherung zu bekommen. Das muss künftig noch transparenter werden. Aber Selbstverwaltung ist viel mehr: Da sind zum Beispiel die Widerspruchsausschüsse in den Krankenkassen und der Renten- und Unfallversicherung. Darin arbeiten erfahrene Kolleginnen und Kollegen aus ver.di mit. Wenn etwa eine Reha-Maßnahme abgelehnt wird, kann der Widerspruchsausschuss diese Entscheidung revidieren, gleiches gilt für die Ablehnung einer Erwerbsminderungsrente. Das ist konkrete Hilfe. Zur Selbstverwaltung gehören auch die rund 2600 Versichertenberaterinnen und -berater der Deutschen Rentenversicherung. Das sind unsere Kolleginnen und Kollegen vor Ort, sie sind geschult und fachlich hoch kompetent. Sie helfen beim Rentenantrag, sie helfen, wenn Unterlagen fehlen, sie helfen, wenn eine Reha-Maßnahme beantragt werden soll - und vieles mehr. Das alles kostenlos. Da wird Selbstverwaltung für jeden Versicherten erlebbar.

ver.di PUBLIK | ver.di wirbt intensiv für eine Beteiligung an den Sozialwahlen 2011. Warum ist das aus Sicht der Gewerkschaft so wichtig?

HANNACK | Die Sozialversicherung ist ein Solidarsystem - und Solidarität ist für ver.di Programm: die Gesunden für die Kranken, die Starken für die Schwachen, die Jungen für die Alten. Wir wollen die Solidarität in der Sozialversicherung verteidigen und ausbauen. Und ein gutes Wahlergebnis verschafft uns Einfluss. Daher brauchen wir jede Stimme.

ver.di PUBLIK | An den letzten Sozialwahlen 2005 haben sich nur knapp 30 Prozent der Wahlberechtigten beteiligt - nicht gerade viele.

HANNACK | Es ist generell eine "Wahlmüdigkeit" in der Bevölkerung zu erkennen. Dagegen müssen wir angehen. Denn es ist ja keinesfalls so, dass sich niemand mehr für die Rentenpolitik, für Gesundheit und Pflege, für den Arbeitsschutz und die Arbeitsbedingungen in den Betrieben und Verwaltungen interessiert. Das Gegenteil ist der Fall!

ver.di PUBLIK | Für alle, die ihre Stimme nicht verfallen lassen wollen: Wie lang kann noch gewählt werden?

HANNACK | Spätestens am 1. Juni muss der rote Wahlumschlag beim Sozialversicherungsträger eingehen. Also: besser etwas früher wählen. Am 18. Mai veranstaltet ver.di einen bundesweiten betrieblichen Sozialwahltag. Da können die Beschäftigten bei einer Betriebs- oder Personalversammlung, einer Mitgliederversammlung oder einer gemeinsamen Mittagspause wählen. Alle anderen sollten ihre Unterlagen jetzt hervorholen, die ver.di-Listen ankreuzen und ab damit in den Briefkasten.