Protest auf der Straße

"Hier kommen die Schlecker-Frauen", tönte es vor der Staatskanzlei in Hannover. Mit Transparenten, Tröten und Rasseln zogen im April rund 200 Schlecker-Frauen - die meisten hatten kurz zuvor ihre Kündigungen erhalten - lautstark durch die City. "Jetzt lassen wir all unseren Frust raus", ruft Bianca Lüming.

Ob Verkäuferin Angelika Nicolay oder Schlecker-Betriebsrätin Andrea Davis aus Bramsche: Gemeinsam mit ver.di-Fachsekretärin Anne Preußer statteten sie Ministerpräsident David McAllister (CDU) und Wirtschaftsminister Jörg Bode (FDP) einen Besuch ab. Die Frauen wollten wissen, wie es für sie weitergehen soll. Denn noch sehen sie kaum eine Perspektive. "Ich war am Montag beim Arbeitsamt. Die haben gesagt, dass es schwer wird, einen neuen Job zu finden", sagt Liane Dübbel aus Ostfriesland. 2600 Euro brutto hat sie zuletzt verdient. Besonders empört hat die Frauen, dass die CDU/FDP-Regierung in Niedersachsen nicht für den Kredit für eine Transfergesellschaft bürgen wollte. Die Liberalen blockierten die Auffang- und Qualifizierungsgesellschaft. "Die FDP verteilt lieber Milliarden-Geschenke an die Hoteliers durch die Absenkung der Mehrwertsteuer", so Preußer.

"Wir haben den Frauen erklärt, dass wir vor allem regionale Lösungen sehen - zusammen mit der Arbeitsagentur", sagte Christine Hawighorst, Chefin der Staatskanzlei, nach dem Besuch beim Ministerpräsidenten. Der hatte die Frauen zu Wirtschaftsminister Jörg Bode weitergeschickt. "Der Kredit wäre aus dem aktuellen Geschäftsbetrieb nicht zahlbar gewesen", begründete Bode die Ablehnung der Bürgschaft.

2010 gab es noch 64 Schlecker-Läden in der Region Hannover, Ende 2011 waren es nur noch 42. Dann ging Schlecker am 20. Januar in die Planinsolvenz. Im Raum Hannover schrumpfte die Zahl auf 16 Filialen. Über 11.000 Frauen, davon 1000 in Niedersachsen, bekamen Ende März ihre Kündigungen. Von neun Filialen blieb in Hannover nur noch eine übrig. Resignation auch auf den Protestplakaten: "For you. Vor Ort. Vorbei."