Benno Bollwerks Gesichtszüge wirkten merkwürdig indifferent: Sollte er, der altgediente und hochverdiente Gewerkschafter, sich nun wohlfühlen im Kreise seiner Weggefährten und Mitstreiterinnen, die ihn soeben aus Anlass seines Abschieds aus dem aktiven Berufsleben in Reden und Anekdoten überschwänglich würdigten? Oder durfte er, den sie ja immer wieder als Vertrauensmann, Betriebsratsvorsitzenden und Delegierten gewählt und schließlich "den Unentbehrlichen" genannt hatten, sich der Versuchung der Trübsal hingeben? Die Aussicht, künftig den Seniorenausschuss zu leiten, war ihm zwar Trost, gepaart aber mit Wehmut. Dass er jetzt Zeit hatte, etwas Ordnung in seine bei Konferenzen gesammelten Namensschildchen und Visitenkarten zu bringen, stimmte ihn freilich auch heiter - und brachte ihn auf eine vortreffliche Idee: Er konnte sie ja nun alle besuchen, seine um die Welt verteilten Brüder und Schwestern im Geiste. Die werden vielleicht Augen machen, wenn vor ihrer Türe plötzlich Benno Bollwerk steht!