Auch die zweite Verhandlungsrunde für die 14.000 Redakteur/innen an Tageszeitungen endete ergebnislos. Der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) will Kürzungen durchsetzen. Die Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) in ver.di fordert für Redakteur/innen, aber auch für Freie und Pauschalisten 5,5 Prozent mehr Geld.

Die Unternehmer betonen, dass sie den Flächentarif erhalten wollen, aber keiner bundesweiten Erhöhung zustimmen werden. Ihre Idee: Ob die Beschäftigten einer Zeitung mehr Geld bekommen, soll vom Kaufkraftindex im Verbreitungsgebiet des Blatts abhängen. Der Index bezeichnet das für den Konsum verfügbare Haushaltseinkommen; mit der wirtschaftlichen Situation der Verlage hat das nichts zu tun.

"Die Verleger wollen, dass wir ihrer Logik folgen, aber das geht nicht, denn ihr Konzept ist ohne Logik", erklärte Ulrich Janßen, der dju-Bundesvorsitzende. "Alle Zeitungsjournalisten haben seit Jahren rückläufige Realeinkommen. Diesen Trend wollen wir umkehren."

Der durchschnittliche Kaufkraftindex der Bundesrepublik beträgt 100. Liegt er im Verbreitungsgebiet einer Zeitung darüber, soll es künftig mehr Geld für die Redakteure geben. Liegt er bei 100 oder darunter, sollen die Beschäftigten keine Erhöhung erhalten. Redakteure von überregionalen Zeitungen würden leer ausgehen. An der Süddeutschen Zeitung wird deutlich, wie absurd das Modell ist. Die Redaktion hat ihren Sitz in München. Dort befindet sich auch die Redaktion des Münchner Merkur, Verbreitungsgebiet ist die Region München. Nach dem Modell des Arbeitgeberverbandes würden die Beschäftigten des Münchner Merkur eine Tariferhöhung erhalten, die der überregionalen Süddeutschen Zeitung aber nicht.

Gekündigt ist nicht nur der Gehalts-, sondern auch der Manteltarifvertrag. Die Verleger wollen eine "Paketlösung" mit weiteren Einschnitten abschließen. Konkret wurden sie jedoch bisher nicht. "Wir sind enttäuscht, dass sie eine Paketlösung verlangen, die Inhalte aber geheimhalten", so Ulrich Janßen. Am 9. Oktober wird weiter verhandelt.

Stillstand auch bei den Zeitschriftenredakteuren

Ohne Ergebnis blieb auch die erste Verhandlungsrunde mit den Zeitschriftenverlegern: Sie legten kein Angebot vor. Die dju fordert sechs Prozent mehr für die rund 9000 Redakteur/innen. Auch der Arbeitgeberverband VDZ will Gehalts- und Manteltarifverhandlungen koppeln und fordert "Reformbereitschaft" von den Gewerkschaften. Für Ende September war die nächste Verhandlung geplant. Silke Leuckfeld