Sie retten Leben, und sie haben anstrengende, lange Arbeitstage: Notfallsanitäter/innen, Rettungssanitäter/innen und Rettungsassistent/innen des Deutschen Roten Kreuzes (DRK). Für sie und alle anderen DRK-Beschäftigtengruppen hat ver.di Tarifverhandlungen geführt. Jetzt liegt ein Ergebnis vor. Bis zum 19. September (nach Redaktionsschluss) werden die ver.di-Mitglieder beim DRK nach ihrem Urteil gefragt; die Tarifkommission berät dann, ob das Ergebnis angenommen wird.

"Wir haben lange und zäh verhandelt, insbesondere über die berechtigten Forderungen des Rettungsdienstes", sagt Frank Hutmacher, der ver.di-Verhandlungsführer. "Am Ende konnten wir eine sukzessive Verkürzung ihrer Arbeitszeit von 48 Wochenstunden auf 47 im kommenden Jahr, auf 46 Wochenstunden ab 2018 und auf 45 ab 2019 durchsetzen."

Teil des Verhandlungsergebnisses ist, dass die DRK-Beschäftigten im Sozial- und Erziehungsdienst künftig genauso wie ihre Kolleg/innen bei den Kommunen eingruppiert werden. Das Entgelt steigt für alle Mitarbeiter/innen, auf die der Tarifvertrag angewendet wird, rückwirkend ab August um 2,4 Prozent und um weitere 2,35 Prozent ab März 2017. Außerdem wächst der jährliche Urlaubsanspruch: für Mitarbeiter/innen mit einer Beschäftigungszeit unter zehn Jahren von 26 auf 28 Tage ab dem kommenden Jahr und auf 29 Tage ab 2019.

"Mit dem Ergebnis halten die DRK-Beschäftigten den Anschluss an die Tarifentwicklung im öffentlichen Dienst", sagt Sylvia Bühler aus dem ver.di-Bundesvorstand. Die Verkürzung der überlangen Arbeitszeit im Rettungsdienst sei überfällig gewesen. "Das Ergebnis konnte nur erreicht werden, weil die Beschäftigten sich aktiv für ihre Interessen eingesetzt haben." Sie weiß, "dass nicht alle im Rettungsdienst damit zufrieden sind. Gemeinsam bleiben wir dran, hier die Arbeitsbedingungen zu verbessern."

4.000 Gelbe Karten

Demonstrationen, aktive Mittagspausen und andere Aktionen gab es seit dem Start der Tarifrunde im April. So wurden etwa 4.000 von Beschäftigten ausgefüllte "Gelbe Karten" gesammelt und dem Arbeitgeber übergeben. Höhepunkte der Aktionen standen Ende Juli unmittelbar vor der 5. Verhandlungsrunde in verschiedenen Orten an: So demonstrierten in Stuttgart rund 1.000 DRK-Kolleg/innen für einen guten Abschluss. Ebenso kamen viele Beschäftigte nach Mainz.

Der ausgehandelte Tarifvertrag gilt, wenn ihm zugestimmt wird, für etwa 50.000 der insgesamt 150.000 DRK- Beschäftigten. 21.000 Mitarbeiter/innen fallen unter den seit 2007 gelten- den "DRK-Reform-Tarifvertrag", weitere 29.000 unter verschiedene Anwendungs-Tarifverträge. Darüber hinaus existieren Tarifverträge mit DRK-Kreisverbänden und Einzeleinrichtungen, die nicht Gegenstand der Verhandlungen waren. Im Rettungsdienst ist das DRK mit 56.000 Beschäftigten in 2.200 Wachen zurzeit bundesweit der größte Anbieter - mit einem Marktanteil von schätzungsweise 55 Prozent. Gudrun Giese