"Wat mut, dat mut"

Den Bankangestellten reicht es, bei der Unicredit Bank haben sie deshalb auch gestreikt

Die Beschäftigten des Bankengewerbes haben ein Problem. In Zukunft sind tarifliche Einschnitte in der Branche nicht auszuschließen und sogar wahrscheinlich. Trotzdem ist der gewerkschaftliche Organisationsgrad noch relativ gering. Das muss sich bis zur nächsten Tarifrunde ändern.

Wer sagt denn, dass Bankangestellte nicht streiken können? Weit gefehlt! Wenn bestimmte Grenzen überschritten werden, dann ist auch beim ruhigsten "Banker" das Ende der Geduld erreicht. Das bewiesen eindrucksvoll die Kolleginnen und Kollegen der Unicredit Bank AG am 8. Juli in Hamburg. Unter dem Motto "Fairgütung - wir sind mehr wert!" zeigten über 250 Kolleginnen und Kollegen in der letzten bundesweiten Tarifrunde der öffentlichen und privaten Banken, was sie von dem ursprünglichen Arbeitgeberangebot von 0,85 Prozent hielten.

Es geht also, auch die "Banker" können Druck machen, und so wie in Hamburg auch im Rest der Republik. Somit konnten doch noch Tariferhöhungen von insgesamt 3,7 Prozent, gestaffelt bis 2018, für die bundesweit 230.000 Beschäftigten erzielt werden. Dazu eine Anhebung der Azubi-Vergütung um 50 Euro.

Es wird alles getan

Viele verbinden mit dem Thema Banken die Finanzkrise und den Rettungsschirm, gewiss aber nicht die Gehalts- und Arbeitsbedingungen der Beschäftigten. Dabei sollte klar sein, dass nicht der "kleine Bankangestellte" die Verantwortung für die Entwicklung der letzten Jahre trägt. Es sind die Chef- und Vorstandsetagen, die die Finanzkrise zu verantworten haben, und nicht zuletzt Regierungen mit ihren neoliberalen Deregulierungen.

Die Forderungen der Belegschaften sind deshalb wichtig und richtig und stehen im Zentrum der gewerkschaftlichen Aktivitäten. Es muss auch wieder mehr Personal her, denn seit Jahren erledigen immer weniger Beschäftigte immer mehr Arbeit. Trotzdem wird bei der Kundenbetreuung alles getan, um die Kunden kompetent zu beraten - klassische Arbeitsverdichtung also.

Und wann denn, wenn nicht jetzt?

In Hamburg will die ver.di-Fachgruppe Banken die Laufzeit des neuen Tarifvertrages von 33 Monaten aktiv nutzen. Denn es geht nicht nur um die Forderung nach mehr Personal. Der Besitzstand der Beschäftigten ist aufgrund möglicher Verschlechterungen in der Branche gefährdet, Gehalts- und Arbeitsbedingungen könnten bald auf der Kippe stehen. Darauf will die Fachgruppe gemeinsam Antworten finden und gut vorbereitet sein.

All das wird jedoch nur gelingen, wenn noch viel mehr Beschäftigte sich gewerkschaftlich organisieren und mitmachen. Ist das utopisch in einer Branche, die lange als "sichere Bank" galt? Schien bisher so! Aber wann, wenn nicht jetzt? Denn: "Wat mut dat mut!".