Die "Ameos"-Beschäftigten unterwegs zu einem Tarifabschluss

Erfolgreich haben die Beschäftigten und ihre Gewerkschaft ver.di den längsten Arbeitskampf in einer niedersächsischen Klinik abgeschlossen: Nach mehr als einem Jahr Verhandlungen und einem fast zwölfwöchigen Streik erreichten sie bei dem privaten Gesundheitsdienstleister "Ameos" einen guten Tarifabschluss mit steigenden Gehältern und Ausbildungsvergütungen, Kündigungsschutz und der Übernahme von Leiharbeitern.

Hohe Zustimmung der Beschäftigten

Rund 1.600 Arbeitnehmer/innen sind an den "Ameos"-Standorten Hildesheim, Haln und Osnabrück beschäftigt - 300 von ihnen in einem Leiharbeitsverhältnis. In einer Urabstimmung erklärten sich im August 91,7 Prozent einverstanden mit dem Verhandlungsergebnis. "Die Zustimmung ist völlig eindeutig. Nach diesem Kraftakt bewerte ich das Verhandlungsergebnis als großen Erfolg", bilaniert Joachim Lüddecke, Fachbereichsleiter für den Gesundheitsbereich im ver.di-Landesbezirk Niedersachsen-Bremen. Und die folgende Tarifregelungen hat ver.di durchgesetzt:

  • Die Gehälter werden in sechs Schritten um 6,75 Prozent erhöht. Die Laufzeit beträgt drei Jahre bis zum 30. April 2019.
  • Die Jahressonderzahlung bleibt vollständig erhalten und wird ab 2017 auf die Monatsgehälter aufgeschlagen.
  • Für Auszubildende gelten weiterhin die Regelungen des Tarifvertrags für den öffentlichen Dienst. Die Ausbildungsvergütung wird im ersten Jahr um 35, im zweiten um 30 und im dritten Jahr um 32,50 Euro erhöht, also über die drei Jahre Laufzeit um insgesamt 97,50 Euro.
  • Der Kündigungsschutz wird für die Laufzeit des Tarifvertrags verlängert. Dieser Punkt war bis zuletzt zwischen beiden Tarifparteien besonders strittig.
  • Um die Zahl der Leiharbeitnehmer zu reduzieren, wird "Ameos" 50 von ihnen unbefristet einstellen.

Beim Verkauf der beiden ehemaligen psychiatrischen Landeskrankenhäuser im Jahr 2008 an den privaten Klinikbetreiber "Ameos" mit Sitz in Zürich hatte ver.di einen Überleitungstarifvertrag mit einer Laufzeit bis 2013 abgeschlossen. Erst nach mehrwöchigen Streiks in den beiden Kliniken konnte im Jahr 2015 ein Haustarifvertrag erreicht werden.

Nach erneut erfolglosem Verhandlungsmarathon über Monate hin hatte ver.di diesen Vertrag zum 31. April gekündigt. Zuletzt hatte "Ameos" 3,5 Prozent mehr Geld bei einer Laufzeit von 27 Monaten und bei Streichung der leistungsorientierten Bezahlung und der Krankenhauszulage angeboten: Eine "Mogelpackung", für die ver.di-Tarifkommission. Sie erklärte im Mai das Scheitern der Verhandlungen und rief einen unbefristeten Streik aus.

Kündigungsschutz drei Jahre gesichert

ver.di-Sekretär Lüddecke beurteilt den zurückliegenden Arbeitskampf deshalb als "äußerst schwierigen Tarifkonflikt". Die Sicherung des Kündigungsschutzes und die Übernahme von Leiharbeitnehmer/innen habe "einiges gekostet". Aber, so seine Bilanz: "Das Ergebnis kann sich wirklich sehen lassen. Dass es nach so einer langen Auseinandersetzung überhaupt zu einer Tarifeinigung gekommen ist, ist allein der Ausdauer der Beschäftigten und ihrem gewerkschaftlichen Engagement in diesem Arbeitskampf zu verdanken. Hut ab!"