Kaum zu glauben, aber wahr. Am 11. Januar 2017 werden endlich die ersten Töne des NDR Elbphilharmonie Orchesters im Konzertsaal der Elphilarmonie erklingen, das neue Wahrzeichen Hamburgs ist fertiggestellt. Acht Jahre zu spät und für 869 Millionen Euro statt ursprünglich geschätzter 78 und vertraglich vereinbarter 106 Millionen, ein beachtlicher Anstieg von Geld und Erwartungen.

Für die vielen "absurden Geschichten über die Entstehung der Philharmonie" wollte J. Peter Lemcke eine Form finden, mit der er Realität und Fakten spielerisch umsetzen kann. Der Spieleentwickler, Spielemuseumsdirektor, Redakteur und ver.dianer suchte sich einen Fachmann, der verantwortlich mit Hochtief gebaut hatte. In den Untersuchungsberichten des Parlamentarischen Ausschusses der Bürgerschaft Hamburg fand er die ganze Gemengelage aus Pleiten, Pech und Pannen rund um das Großprojekt dokumentiert, sie flossen wesentlich mit ins Spiel ein. Wir spielen Elphi zu dritt oder viert, die Personenkarten weisen uns die Rolle von Baufirma, Architekt, Auftraggeber oder Öffentlichkeit zu. Mit Best-Lock-Steinen und Ereigniskarten schätzen wir in unserer jeweiligen Funktion ein, welche Folgen ein bestimmtes Ereignis für die Rolle des Vorlesers hat und "verbauen" auf einem Bewertungstableau, auf dem das Modell der Elbphilharmonie abgebildet ist, unsere Steine. Gewonnen hat das Spiel, wer am Ende die meisten Steine verbaut hat.

Dabei soll und kann viel diskutiert werden, so Lemcke: "Es ist ja ein Diskussionsspiel, die Realitäten solcher Bauprojekte sind oft verblüffend." Zum Beispiel die "Schiffsanprallkarte", falls ein Schiff das Gebäude rammt. Eigens seinen Cousin, den Lotsen, habe er gefragt, sagt Lemcke, wie gr0ß denn ein Schiff sein müsse, um beim Rammen der Philharmonie Steine rauszubrechen. Antwort: Egal. Es kommt auf den Winkel an. "Ich habe dabei so viel gelernt", schwärmt Lemcke. Auch, dass jedes öffentliche Gebäude terrorversichert sein muss. Wenn bei Elphi jemand die Terrorkarte spielt, kann er oder sie dem Gebäude noch eins überbraten. Zückt ein anderer Spieler dagegen die Terrorversicherungskarte, bleibt alles heil. Es gibt auch Schmiergeldkarten, mit denen sich verwaltungstechnische Sünden entweder belohnen oder bestrafen lassen. Oder die Scholzkarte "Deckel drauf", mit der sich trefflich darüber streiten lässt, inwieweit man Poltiker zur Rechenschaft ziehen kann, wenn die Kosten ins Astronomische lappen. Am Ende des Spiels hat man gelernt, was bei Großprojekten alles passieren kann, und dass die 447 geschaffenen Parkplätze keinesfalls ausreichen werden, wenn der Konzertsaal mit 2.000 Besuchern gefüllt ist. Jenny Mansch

Plan- und Bauspiel v. J. Peter Lemcke, für 3-4 Pers. ab 12. J., 35 €. Erhältlich in ausgewählten Buchhandlungen oder per E-Mail: Elphi@play-es.de


Böhmische Dörfer

Diese Böhmischen Dörfer sind gar keine. Denn wir verstehen alles, was in Goslin, Jenntau, Obethal und 15 weiteren Ortschaften passiert. Die wollen wir besiedeln, viele Taler verdienen und gewinnen. Doch wo ziehen wir ein? In die Bäckerei? Bringt nicht viel. Die Glas-Manufaktur? Produziert nur bei Konkurrenz. Das Wirtshaus? Macht, logo, nur Gewinn, wenn weitere Siedler im Ort sind. Die Kirche? Nur gut, wenn der Bischof kommt. Den Hof? Das wäre mal ein Anfang, denn je mehr Höfe wir haben, umso wertvoller werden sie. Typisch nur: Vom Hof können wir gejagt werden! Dagegen vertreibt uns keiner aus dem Herrenhaus - zumindest hier nicht. Mit ein bisschen Glück kombinieren wir unsere Würfelergebnisse optimal und Böhmische Dörfer machen uns in einem gelungenen Spiel reich. Iris Treiber

Würfel-Taktikspiel von Reiner Stockhausen, www.dlp-games.de, 2-5 Personen, ab 8 Jahren, ca. 25 €


Great Western Trail

Arbeitszeit: lang! Gefahren: viele und große! Gewerkschaft: keine! So unorganisiert, waren die Cowboys im Amerika des 19. Jahrhunderts schlecht dran. Heute können wir uns gefahrlos auf den Great Western Trail, den großen Herdenweg, begeben: Als Viehzüchter treiben wir Kühe von Texas nach Kansas City, um sie zu verkaufen und auf Züge nach San Francisco zu verladen. Doch damit nicht genug: Unterwegs kaufen wir Tiere dazu, wozu wir mehr Cowboys benötigen, errichten Gebäude, wozu wir mehr Handwerker brauchen, verbessern unsere Zugverbindung, wozu wir mehr Ingenieure brauchen. Wir setzen Bahnhofsvorsteher ein, kämpfen uns durch Dürren und Steinschlag, kommen an Indianer-Tipis vorbei. Und das alles auf dem Spielbrett, gesteuert durch unsere Karten in unserem ständig wachsenden Kartendeck. Arbeitszeit? Bis zu drei Stunden! Aber toll! Great Western Trail ist ein wunderbares, schlüssiges, friedliches Strategiespiel. Iris Treiber

Strategiespiel von Alexander Pfister, Pegasus, 2-4 Pers. ab 12 Jahren, ca. 50 €


Icecool

Hallo, Kollegin Hausmeisterin, hallo Kollege Hausmeister! Heute bedienen wir ein Klischee: Der Hausmeister jagt die Schüler. Gut, die hier wollen die Schule schwänzen und Fische fangen. Fische fangen? Nun, wir sind als Pinguine in der "Icecool", der eiskalten Schule, unterwegs. Sie besteht aus fünf Räumen, getrennt durch senkrechte Zwischenwände, verbunden durch Türchen. Wenn wir dran sind, schnippen wir unseren Pinguin, eine Art Aufstehmännchen, durch die Schule, über die Wände, durch die Türen, wie's passt. Fangen wir dabei als Schüler/in einen Fisch, gibt's Siegpunkte. Fangen wir als Hausmeister/in einen Schüler? Dann gibt's auch Siegpunkte. Wenn wir alle mal Hausmeister waren, gewinnt, wer die meisten hat. Icecool ist ein witziges, schönes Geschicklichkeitsspiel. Iris Treiber

Geschicklichkeitsspiel von Brian Gomez, Amigo, 2-4 Personen, ab 6 Jahren, ca. 26 €