Protest der Wissenschaftler/innen Anfang Februar in Wiesbaden

Hessen ist auf Beschluss der Landesregierung seit Jahren nicht Mitglied in der Tarifgemeinschaft der Länder. Am Arbeitskampf um bessere Bezahlung und bessere Arbeitsbedingungen nahmen die Landesbeschäftigten dieses Jahr dennoch teil - mit einer Demonstration von 2.000 Streikenden Anfang Februar in Wiesbaden, unter ihnen viele Universitätsangestellte.

Alma mater, die nährende, die gütige Mutter - so bezeichnen sich gerne die Universitäten. Wie aber werden die wissenschaftlichen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen "versorgt"? Sie gelten als "Mittelbau" zwischen Professoren und Studierenden, können aber getrost als tragende Pfeiler im universitären Betrieb bezeichnet werden. Die Tätigkeiten sind ist sehr vielfältig. Wie die Berufsbezeichnung sagt, sollte an erster Stelle ihrer Aufgaben die wissenschaftliche Arbeit, die Forschung in ihrem Fachgebiet stehen. In der Praxis lässt sich das aber nicht durchhalten. Sie veranstalten Seminare, nehmen Prüfungen ab, korrigieren Hausarbeiten, betreuen Studierende, veröffentlichen Abhandlungen in Fachzeitschriften. Das alles geschieht unter dem Patronat des Professors oder der Professorin, deren Ansehen nicht zuletzt durch ihren Mittelbau gestärkt wird.

Die Arbeitsbedingungen der wissenschaftlichen Mitarbeiter/innen sind aber alles andere als rosig. Die überwältigende Mehrheit arbeitet mit einem befristeten Vertrag. An der Goethe-Universität in Frankfurt betrug 2015 das Verhältnis von Unbefristeten zu Befristeten eins zu sechs, an der Technischen Hochschule Darmstadt sogar eins zu 12. Das heißt, dass sie Verträge haben, die für drei Jahre vor der Doktorarbeit und zwei bis drei Jahre danach gelten. Ein "Mittelbauer" hat, so Nina Ulbrich von der GEW Nordhessen, vier Möglichkeiten: die Hoffnung auf eine unbefristete Anstellung, in ein anderes Bundesland zu wechseln, die Einwerbung von sogenannten Drittmitteln, die Sponsoren außerhalb der Uni zur Verfügung stellen, oder die Aufgabe des Berufs.

Befristet heißt in der Regel aber auch Teilzeit und hier wiederum in der Regel 20 Stunden - bei entsprechend geringerer Bezahlung. Forscht man eben in der Freizeit? Weit gefehlt. Wenn Projekte anstehen, geht es schon mal um 40 oder 50 Stunden in der Woche. Das hat die wissenschaftlichen Mitarbeiter/innen in dieser Tarifrunde auf die Palme gebracht. Sie wollen eine berufliche Perspektive, wollen ernst genommen werden mit ihrer Arbeit - und ihren Problemen. reb