So lässt sich etwas ändern: Vor drei Jahren kamen drei Menschen auf ver.di zu, um einen Betriebsrat bei Zalando im brandenburgischen Brieselang zu gründen. Im September 2015 zählte ver.di dort schon 85 Mitglieder, inzwischen sind es 443 Mitglieder. "Das ist ein toller Erfolg", sagt Erika Ritter, ver.di-Verhandlungsführerin für Zalando: "Damit sind wir streikfähig."

Eine der erfolgreichen Werberinnen ist die Betriebsratsvorsitzende, Carola Jassmann. Sie ist mit deutlichen Argumenten unterwegs: "Ich sage immer, reicht euch das, was ihr habt, zum Leben oder nur zum Überleben? Und wollt ihr etwas daran ändern? Dann aber müssen wir viele werden, denn wir brauchen tariflichen Schutz."

Die Beschäftigten haben auch allen Grund, sich zusammenzutun. Zalando ist ein erfolgreiches Versandhandelsunternehmen, allerdings merken die Mitarbeiter/innen davon nur wenig. Im Vergleich zum Branchentarifvertrag bekommen sie deutlich geringere Löhne, weniger Urlaubstage, weniger Urlaubs- und Weihnachtsgeld und geringere Zuschläge für die Nacht- und Feiertagsarbeit. Und sie wissen nicht, ob sich der Standort überhaupt hält. "Wir wollen Standortsicherheit. Das soll mit in dem Tarifvertrag verankert werden, für den wir kämpfen", nennt Jassmann ein weiteres Argument für die ver.di-Mitgliedschaft.

Dann eben Streik

Bundesweit hat Zalando zirka 12.000 Beschäftigte, davon in der Region Berlin-Brandenburg rund 5.500 und in Brieselang 1.300 Beschäftigte. Etwas mehr als ein Drittel hat nur einen befristeten Arbeitsvertrag mit Verlängerungen bis zu zwei Jahren, und damit verbunden mit einer unsicheren Zukunft und psychischem Druck. ver.di will einen Anerkennungstarifvertrag, der sich auf den Branchentarifvertrag für den Einzel- und Versandhandel in Brandenburg bezieht, sowie tarifvertragliche Regelungen zum Arbeits- und Gesundheitsschutz, zur Standortsicherheit und zum Verzicht auf sachgrundlose Befristungen. Da die Tarifverhandlungen ergebnislos geblieben waren, hatte ver.di am 14. Juni die Spätschicht zum Streik aufgerufen. Erster Erfolg: Wieder traten viele neue Mitglieder ein.

Eine Vielwerberin ist Birgit Poser. Sie wartet auf den passenden Moment, dann klappt es. "Die Kolleginnen und Kollegen fragen mich meist zuerst, wann gibt es mehr Geld? Und dann sage ich ihnen, das kann nur ver.di verhandeln, also müssen wir viele werden." Poser will vor allem Einigkeit erreichen. Einzelkämpfertum helfe nicht weiter. "Wir haben Zalando zu Wachstum und Erfolg verholfen, jetzt wollen wir auch eine sichere Zukunft", sagt sie. Und Kollege Bernd Hoffmann stimmt zu, er wolle Gerechtigkeit und Wertschätzung für die Leistung der Beschäftigten. "Willkür und Nasenentscheidungen, wie ich sie hier erlebt habe, ärgern mich." Deshalb wirbt auch er ver.di-Mitglieder: "Damit wir gemeinsam etwas ändern können und Sicherheit durch den Tarifvertrag bekommen."