Pascal Prey

VER.DI PUBLIK: Ihr von der Haupt-JAV kennt und fördert "Berlin braucht dich!"?

PASCAL PREY: Ja. Das Projekt hat eine sehr wichtige Aufgabe übernommen, Jugendlichen auch aus sozial schwierigen Verhältnissen Chancen zu beruflicher Entwicklung zu eröffnen. Das ist gesellschaftspolitisch sehr nötig und zudem eine große Unterstützung für die Berliner Verwaltung. Hier gehen in den nächsten Jahren fast ein Drittel aller jetzt Beschäftigten in Rente oder Pension, Nachwuchs wird also dringend gebraucht. Schon allein deshalb unterstützen wir das Projekt.

VER.DI PUBLIK: Was hat die Berliner Verwaltung davon, wenn mehr junge Leute mit Migrationshintergrund bei ihr lernen und arbeiten?

PASCAL: Einen direkten Mehrwert. Zum einen sollen die Landesbehörden und Gerichte, aber auch die Landesbetriebe, ja einen Querschnitt der Bevölkerung abbilden. Da gehören Menschen mit Migrationshintergrund oder Fluchterfahrungen unbedingt dazu. Alle diese Menschen haben aber auch besondere Kompetenzen, die nicht verschenkt werden dürfen: Sie kennen sich mit anderen kulturellen Hintergründen aus oder haben Sprachkenntnisse, die beim direkten Kontakt mit den Bürgerinnen und Bürgern sehr hilfreich sein können.

VER.DI PUBLIK: "Berlin baucht dich!" meldet ja messbare Erfolge...

PASCAL: Ja, das ist gut. Allerdings beschäftigt uns auch, dass es Bereiche und Dienststellen gibt, wo der Anteil von Azubis mit Migrationshintergrund vergleichsweise gering ist. So grübeln wir schon geraume Zeit, warum bei der Polizei mit 40 Prozent alle Zielmarken überboten, bei der Feuerwehr dagegen nur 3,1 Prozent erreicht werden. Dort haben ganze fünf der 161 im Herbst neu eingestellten Auszubildenden Migrationshintergrund. Das ist natürlich unbefriedigend.

VER.DI PUBLIK: Was könnt Ihr tun?

PASCAL: Wir reden mit den Verantwortlichen. Erst im März haben wir den Staatssekretär im Finanzsenat - der für Personalfragen zuständig ist - konkret darauf angesprochen. Wir arbeiten auch in dem sogenannten Begleitgremium mit, das im Auftrag des Senats an der Überarbeitung des Landes-Partizipations- und Integrationsgesetzes mitarbeitet. Ein Defizit beim Bemühen, die Berliner Verwaltung im Interesse von Integration noch mehr zu öffnen, sehen wir darin, dass es dafür bisher kein landesweit einheitliches Konzept gibt. Das wäre ein wichtiges politisches Signal.

VER.DI PUBLIK: Du wirst dieser Tage im Seminar der ver.di-Initiative "Ausbildung statt Ausgrenzung" einen Best-Practice-Bericht über Eure Erfahrungen geben?

PASCAL: Ich werde berichten, was wir wollen, was wir erreicht haben, aber auch, wo es noch klemmt. Bei den technischen Berufen zum Beispiel auch. Ausbildung wird insgesamt immer wichtiger, und ich bin überzeugt: Herkunft darf künftig keinerlei Hindernis mehr sein.

INTERVIEW: Helma Nehrlich

Pascal Prey (23)

ist Fachinformatiker, ver.di-Mitglied und vertritt als Vorsitzender der Haupt- Jugend- und Auszubildendenvertretung die mehr als 8.000 Auszubildenden in den Behörden, Gerichten und nichtrechtsfähigen Anstalten des Landes Berlin.