Der neue Chef der T-Systems, Adel Al Saleh, schickt die Beschäftigten in eine unsichere Zukunft. Nicht nur die Standorte des Unternehmens, das zur Telekom gehört, sind nicht mehr sicher, auch jeder zweite Arbeitsplatz in Deutschland soll wegfallen. Lothar Schröder, ver.di-Bundesvorstand und stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrats der Deutschen Telekom AG, kündigte an, eine Strategie, die die Funktionsfähigkeit der T-Systems gefährde und die Beschäftigten in Existenznot bringe, sei mit ver.di nicht zu machen.

Wie im Juni bekannt wurde, plant das Management des Dienstleisters für Informations- und Kommunikationstechnologie eine umfangreiche Verlagerung von Geschäftstätigkeiten in Übersee-Länder wie zum Beispiel Indien. Weltweit sollen 10.500 Stellen gestrichen werden, davon allein in Deutschland 6.000, und zwar gestaffelt bis Ende 2020. Angesichts der Arbeitgeberpläne bekommt der am 31. Dezember 2018 auslaufende Schutz vor betriebsbedingten Entlassungen einen neuen brisanten Stellenwert. ver.di will sich weiterhin gegen betriebsbedingte Kündigungen zur Wehr setzen, sagte IT-Bundesfachgruppenleiter Michael Jäkel. Den geplanten Kahlschlag bei T-Systems kritisiert auch er scharf. „Statt eine zukunftsfeste Neuausrichtung in Angriff zu nehmen, soll es ein einfallsloses Sparprogramm, einen Standortkahlschlag und eine massive Arbeitsplatzvernichtung geben. Für uns steht fest: Dafür reicht ver.di nicht die Hand“, so Jäkel.

In mehreren Runden hatte ver.di gemeinsam mit betrieblichen Arbeitnehmervertretern versucht, den Arbeitgeber von seinen Ideen abzubringen und Antworten zu finden, die auch die Beschäftigten mittragen können. Doch das Management habe die Gespräche im Juni ohne Ergebnis beendet.

Parallel zur angekündigten „Neuausrichtung“ der T-Systems hat der Arbeitgeber die laufenden Tarifverhandlungen für das Unternehmen, die Anfang April begonnen wurden, immer wieder verzögert. In drei Verhandlungsrunden hat er bislang kein Angebot vorgelegt. Ob es nun in der auf den 12. Juli verlegten vierten Verhandlungsrunde eine Annäherung gegegeben hat, war bei Redaktionsschluss noch offen. Die Gewerkschaft hat ein Angebot vom Arbeitgeber gefordert und dafür die Beschäftigten im Vorfeld zu Warnstreiks aufgerufen. Für die rund 11.000 tarifgebundenen Beschäftigten fordert ver.di eine Entgelterhöhung um 5,5 Prozent bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Marion Lühring