Die Beschäftigten der Celenus-Klinik in Bad Langensalza streiken seit 29 Wochen für einen Tarifvertag. Das Unternehmen geht mit aller Härte gegen die Streikenden vor: Aussperrungen, Freistellungen, Kündigungen

Seit 29 Wochen streiken sie schon und ein Ende ist nicht in Sicht. Die Beschäftigten der Reha-Klinik Bad Langensalza in Thüringen wollen gerechte Löhne und faire Arbeitsbedingungen, kurzum einen Tarifvertrag, der ihnen das sichert.

Weil der private Klinikbetreiber Celenus mehr Geld und gute Bedingungen aber hartnäckig verweigert und rabiat gegen die Beschäftigten vorgeht, die sich für einen Tarifvertrag einsetzen, kamen die Beschäftigten aus Bad Langensalza im Dezember letzten Jahres nach Berlin, um ihren Protest auf die Straße zu tragen. In en ver.di-Westen zogen sie zur Fischerinsel, wo zu dem Zeitpunkt der Reha-Wirtschaftstag stattfand. Unterstützt wurden sie von Beschäftigten der Charité Physiotherapie- und Präventionszentrum GmbH. Die Therapeut*innen und Anmeldekräfte des Tochterunternehmens der Berliner Universitätsklinik streikten im Dezember für eine Angleichung an den Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst (TVöD). Inzwischen haben sie ihr Ziel erreicht.

Bei Celenus aber geht der Arbeitskampf für einen Entgelt-Tarifvertrag weiter. Derzeit erhalten Fachkräfte bis zu 42 Prozent weniger Geld als beispielsweise die Beschäftigten in Kliniken der Deutschen Rentenversicherung. Doch statt mit ver.di in Tarifverhandlungen nach einem fairen Kompromiss zu suchen, geht Celenus mit aller Härte gegen die Streikenden vor und reagiert mit Aussperrungen, Freistellungen, Kündigungen. Die fristlosen Kündigungen von zwei Gewerkschafterinnen hat das Arbeitsgericht Nordhausen in Thüringen zwar für unwirksam erklärt, eine Niederlage für Celenus, doch der Arbeitgeber verweigert weiterhin die Einstellung der beiden Frauen. Er will die Urteilsverkündung abwarten.

Beim Protest im Dezember anlässlich des Reha-Wirtschaftstages in Berlin erhielten die Beschäftigten der Celenus-Klinik Unterstützung von streikenden Beschäftigten der Charité Physiotherapie- und Präventionszentrum,die für Angleichung an den Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst kämpften (Bericht unten)

„Die Beschäftigten im Gesundheitswesen haben gute Arbeitsbedingungen und eine anständige Bezahlung verdient, doch bei Celenus in Bad Langensalza werden sie drangsaliert, ausgesperrt und entlassen, weil sie sich für einen Tarifvertrag stark machen“, sagte ver.di-Bundesvorstandsmitglied Sylvia Bühler. Celenus erweise der gesamten Branche mit seinem unsäglichen Angriff auf Arbeitnehmerrechte einen Bärendienst. Der Reha-Wirtschaftstag sei deshalb der geeignete Ort für den Protest gewesen. Auch das zur französischen Orpea-Gruppe gehörende Unternehmen Celenus müsse sich an Recht und Gesetz halten, so Bühler weiter. „Im Gesundheitswesen braucht es gelebte Sozialpartnerschaft statt Raubtierkapitalismus.“ Dass die streikenden Kolleginnen und Kollegen sich nicht einschüchtern ließen, verdiene Respekt. Deshalb erführen sie bundesweit und auch aus dem europäischen Ausland viel Solidarität.

ver.di fordert von Celenus, sich endlich auf eine Schlichtung einzulassen, damit sich die Beschäftigten in der Klinik wieder auf die Patienten konzentrieren können. Es sei eine Schande, wenn Frauen nach Jahrzehnten hochqualifizierter und engagierter Arbeit in der Altersarmut landeten, sagt Sylvia Bühler. Im Gesundheitswesen müsse es um Menschen gehen, nicht um größtmögliche Gewinne. Der Celenus-Mutterkonzern Orpea habe 2017 in Europa eine operative Umsatzrendite von 27 Prozent erzielt.

Die Gewinne macht er auf Kosten der Beschäftigten, in Thüringen und anderswo. Überall in Europa berichten Gewerkschaften von den ausbeuterischen Methoden und schlechten Arbeitsbedingungen bei Orpea. Dagegen wehren sich die Beschäftigten, hierzulande zusammen mit ver.di. Marion Lühring