Der philippinische Archipel besteht aus 7.641 Inseln. Bohol, Panglao und Pamilacan sind davon nur ein Ausschnitt, aber mit grünem Flair und einer besonderen Schokoladennote

Acht Jahre für den Bau eines Flughafens. Da kann man fast neidisch werden. Auch die Übergabe des Flugbetriebs an den neuen Airport auf der Insel Panglao hat wie am Schnürchen geklappt. Nur 12 Stunden nachdem der überlastete Flughafen in Tagbilaran, Hauptstadt der philippinischen Insel Bohol, geschlossen wurde, startete 21 Kilometer südwestlich auf Panglao schon das erste kommerzielle Flugzeug. Ende vergangenen November wurde der „Öko-Flughafen“ der Philippinen feierlich eröffnet.

„Grün“ ist der Flughafen wegen eines Abwasserentsorgungs- und eines Regenwassersammelsystems. Vor allem aber deckt ein Solarpark jetzt 30 Prozent des Energiebedarfs ab. Bis zu zwei Millionen Passagiere können hier jährlich an- und abreisen, doppelt so viele wie in Tagbilaran. Das ausrangierte Gelände wird in Zukunft als IT-Centrum dienen.

Von Eickelborn nach Bohol

Künftig landet man also direkt im Inselparadies Panglao. Die anvisierten Besucherzahlen des Flughafens verteilen sich locker über die vielen Inseln allein der südöstlichen Provinz; insgesamt besteht das philippinische Archipel aus 7.641 Inseln. Einsam und weiß erstrecken sich Panglaos Strände, soweit das Auge reicht. Damit das so bleibt, haben sich die Hoteliers zusammengeschlossen: Kein Hotel darf höher als sechs Stockwerke gebaut werden. Das erklärt uns Marlyn Petalcorin, unsere philippinische Reiseleiterin aus Eickelborn-Lippstadt. Wie bitte? Ja, richtig gelesen. Marlyn ist in der westfälischen Kreisstadt geboren und aufgewachsen, ihre philippinische Mutter arbeitete dort bis zur Rente als Krankenschwester in der forensischen Psychiatrie. Marlyn aber zog es früh in ihre zweite, unbekannte Heimat.

Ganz real und wie Puderzucker – weißer Strand auf Pamilacan

Hauptberuflich unterrichtet sie Deutsch an einer Sprachschule in Tagbilaran auf Bohol. Ausgebildete Krankenpfleger*innen bereiten sich dort auf ihre Deutschprüfungen von A1 bis B2 mit dem Fachvokabular „Pflege“ vor. „Unsere Pflegekräfte sind beliebt in Deutschland, weil die Filippinos sehr geduldig und immer freundlich sind. Schon in Eickelborn-Lippstadt gab es eine ziemlich große Gruppe“, sagt Marlyn.

Genau wie viele deutsche Touristen zog auch sie der Mythos vom weißen Sandstrand magisch an, der jetzt ganz real und wie Puderzucker vor uns liegt. „Das kommt von der Wanderlust“, mutmaßt die 38-jährige Mutter von drei Kindern. Und natürlich von der Familie, dem Zusammenhalt, der hier nicht wegzudenken ist. „Das war erstmal ein Kulturschock“, sagt Marlyn. „In Deutschland ist die Privatsphäre ja extrem wichtig. Hier weiß jeder alles über dich. Deshalb bin ich jetzt ein offenes Buch, dann hat man seine Ruhe“, sagt sie, lacht und blickt über das türkisfarbene Wasser der Bohol-See, dessen angenehme Temperatur jederzeit ein würdevolles Hineingleiten erlaubt. So ein tropisches Fest der Sinne lässt sich auf Instagram kaum vermitteln; ein japanisches Teenagerpaar mit Selfie-Stange und Manga-Outfit versucht es trotzdem.

Das Gefühl der Wanderlust treibt auch uns weiter. Es geht aufs Meer hinaus und hinüber zum winzigen Inselchen Pamilacan. Drei kleine Siedlungen aus Holzhütten; knapp 200 Menschen leben hier von der Fischerei. Und sie kümmern sich um die Touristen, die zu den Booten der Wal- und Delphinspotter ausströmen. Oder unter allerlei Vorsichtsmaßnahmen zum Schutz der Natur durch die als artenreichste des Planeten bekannte Unterwasserwelt schnorcheln.

Man kann sich aber auch einfach in die Hände von Patring Luza begeben, bis einem die Sinne schwinden. Die 59-Jährige ist nicht nur Chefköchin im kleinen Inselrestaurant, sie ist auch ausgebildete Masseurin, ihre Spezialität ist die schwedische Massage. Beim Vergleich der Rücken dieser Welt stellt sie fest: „Am verspanntesten sind die Russen.“ Und die Deutschen? „Die schlafen nach fünf Minuten ein“, sagt Patring und lächelt.

Wo sich die Riesen schlagen

Wieder aufgewacht, geht es nach Bohol, zu den berühmten Schokoladenhügeln im Inneren der Insel. Als natürliche Sehenswürdigkeit prangen die Chocolate Hills auf Siegel und Fahne der Provinz. Die mit Gräsern bewachsenen Hügel färben sich in der Trockenperiode braun, wodurch sie im April und Mai aussehen wie mit Schokolade übergossen. Auf den etwas über 200 Stufen bis zur Aussichtsplattform kommen uns schon die ersten Besucher entgegen; sie hasten treppab ihrem Mittagessen auf dem malerischen Loboc-River entgegen, ein gern gebuchtes Paket mit einstündiger Bootsfahrt und Gesang durch tropische Gefilde.

Marlyn Petalcorin aus Eickelborn

Oben angekommen, sehen die Hügel aus wie von Menschenhand geformt. Doch die Natur pocht auf ihr Urheberrecht und hat den Besuchern ein ewiges Rätsel hinterlassen: Wie sind diese 1.268 Kegel entstanden? Verwitterter Kalkstein oder geologisches Rumoren des Seebodens?

Geologen vermuten von allem etwas: Vor Urzeiten spuckte ein unterseeischer Vulkan diverse Gesteinsbrocken aus, die sich mit Kalkstein überzogen und schließlich mit thermischer Gewalt vom Meeresboden an die Luft gehievt wurden. Am Ergebnis kann man sich heute nicht sattsehen. Auch einige Legenden ranken sich um die seltsamen Kegel. Den Kindern erzählt man die Version der zwei Riesen. Die gerieten in einen üblen Streit und bewarfen sich bis zur Erschöpfung mit großen Steinen. Doch der Kampf blieb unentschieden, die beiden schlossen Freundschaft und gingen nach Hause, ohne hinterher aufzuräumen.

Gold im Garten

Die Schoko-Hills haben auch Dalareich Polot aus Tagbilaran inspiriert. In einer Seitenstraße unweit des alten Flughafens, führt sie mit ihren Eltern die erste und einzige Schokoladenfabrik der Philippinen samt modernem Verkaufs- und Showroom. Die zierliche Frau hat aus der bislang verkannten Ressource ihres Landes eine Erfolgsgeschichte gemacht: „Bei uns wächst der Kakao überall, die Leute haben das Gold in ihrem Garten. Sie wissen es nur nicht. Die Alten lutschen die Bohnen rund und spucken das Beste aus!“ Die Verarbeitung der Bohnen zu edler Schokolade hatte schlicht keine Tradition.

Der Erfolg der Jungunternehmerin ist gleichsam ein Erfolg der ganzen Familie. Während der Vater als Tricyle-Fahrer sein Geld verdiente, arbeitete Dalareichs Mutter als Straßenreinigerin. Damit die Kinder studieren können, verdiente sie sich mit dem Verkauf ungesüßter Rohschokolade etwas dazu. Mit einem Stipendium wurde Dalareich schließlich in Belgien zur Chocolatiére ausgebildet, kam zurück und baute zügig ihr Geschäftsmodell aus.

Mittlerweile macht sie mit den verschiedensten Schokoladen und Pralinen nicht nur ein gutes Geschäft. Auch die Landsleute sind hellhörig geworden und kümmern sich um das Gold ihrer Gärten, denn „Naschkatzen sind wir hier alle“, sagt Dalareich. Auf diese Weise vergrößert sie stetig den Kreis ihrer regionalen Zulieferer, die davon ebenfalls profitieren. Hier, wo die Bauern sehr arm sind, begeistert sie vor allem, „dass in dieser Art von Landwirtschaft tatsächlich Geld steckt“. „Ginto“ – Gold, so heißt der Verkaufsschlager ihres Sortiments. Zukünftig will Dalareich die Schokoladen von allen philippinischen Inseln vermarkten, denn „jede Insel hat ihren ganz eigenen Geschmack“. Und den kann man sogar mit nach Hause nehmen.

Anreise z. B. mit Qatar Airways: www.qatarairways.com

Infos Philippinen: www.morefunphilippines.de

Unterkunft:Amorita Resort: www.amoritaresort.comBohol Bee Farm: www.boholbeefarm.comThe Bellevue Ressort: www.thebellevuebohol.com

Aktivitäten: Pamilacan Island Dolphin and Whale Watching: whales.bohol.ph/index.php

Chocolate Hills: www.bohol.ph/article6.html

Schokoladenfabrik: dalareichchocolatehouse.comBikud Drive, Tagbilaran, Bohol