Oliver Bandosz

ver.di will von den Beschäftigten im öffentlichen Dienst (öD), der Deutschen Rentenversicherung und der Bundesagentur für Arbeit wissen, was sie sich wünschen: mehr Geld, mehr Freizeit oder eine Kombination aus beidem. Noch bis zum 30. Juni steht der Fragebogen im Netz. Wir haben Oliver Bandosz, Leiter der ver.di-Tarifpolitik für den öD, dazu befragt

Was hat ver.di bisher gemacht?

Oliver Bandosz: Die ver.di-Bundestarifkommission öD hat sich schon in den letzten beiden Jahren mit dem Thema befasst. Außerdem hat eine Arbeitsgruppe mit Beschäftigten unterschiedlicher Bereiche des öD zahlreiche Möglichkeiten diskutiert, wie die Arbeitszeit künftig gestaltet werden könnte. Und das auch mit Blick auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der unterschiedlichen Berufsgruppen. Wer beispielsweise einen körperlich anstrengenden Job macht, wie in der Pflege, der wünscht sich eher eine Verkürzung der Arbeitszeit. Zugleich muss aber auch der Lohn noch für ein gutes Leben reichen. Das haben wir diskutiert und aus den Gesprächen heraus die Umfrage entwickelt.

Wie hoch ist denn die Arbeitsbelastung in den öffentlichen Verwaltungen?

Bandosz: 40 Prozent der Beschäftigten müssen laut DGB-Index Gute Arbeit in der gleichen Zeit mehr schaffen als früher und das bis zu einem sehr hohen Maß. Jeder zweite Beschäftigte fühlt sich sehr häufig oder oft von der Arbeit gehetzt. Das führt dazu, dass jeder Dritte seine Pausen verkürzt oder darauf verzichtet. Jeder Vierte macht Abstriche bei der Arbeit, um das vorgegebene Pensum zu schaffen. Die gestiegene Arbeitsverdichtung führt regelmäßig zu Überstunden. Immer mehr Menschen wünschen sich deshalb nicht nur mehr Lohn, sondern auch mehr Freizeit und zusätzliche freie Tage. Zugleich wird aber bis 2015 jeder vierte Beschäftigte ausscheiden. Das wird den Druck auf das Personal weiter erhöhen. Um Stellen neu zu besetzen und mit der privaten Wirtschaft mithalten zu können, muss der öD attraktiver werden.

Wie geht ver.di das Thema Arbeitszeit in der privaten Wirtschaft an?

Bandosz: Es gibt schon viele Beispiele zur besseren Gestaltung der Arbeitszeit. Wir haben bei der Telekom einen Tarifvertrag abgeschlossen, der den Beschäftigten mehr Geld und zusätzlich 14 freie Tage pro Kalenderjahr bringt. ver.di-Mitglieder, die in Seehäfen arbeiten, können zwischen einem zusätzlichen freien Tag oder einem Zuschuss in die betriebliche Altersvorsorge wählen. Bei E.ON sind ver.di-Mitglieder zusätzlich zwei Tage freigestellt. Bei der Tarifgemeinschaft TÜV Bund haben ver.di-Mitglieder die Wahl zwischen einer Einmalzahlung und fünf zusätzlichen Urlaubstagen. Und wir haben bei Media Broadcast bei Teillohnausgleich die Arbeitszeit verkürzt, um betriebsbedingte Entlassungen abzuwenden.

Und wie geht es jetzt im öD weiter?

Bandosz: Wir wollen das Thema breit diskutieren und die Ergebnisse in die Tarifarbeit einbringen. Aber, jegliche Verkürzung der Arbeitszeit, muss auch gegenüber dem Arbeitgeber durchgesetzt werden. Das heißt, damit die Forderungen der Beschäftigten nicht ins Leere laufen, brauchen wir viele engagierte Kolleginnen und Kollegen. M. Lühring

Zur Umfrage: www.verdi.de/arbeitszeitumfrage-oed