Wer an Corona erkrankt ist, geht in Quarantäne, um niemanden anzustecken. Das ist vernünftig und schützt andere. Deshalb halten sich die meisten Menschen daran. Doch in Kliniken und Pflegeeinrichtungen fehlt es an Personal. Und die Intensivstationen sind voll mit schwerkranken Patienten. Deshalb ist immer öfter zu hören, dass Kliniken darauf drängen, auch Personal einzusetzen, das selbst schon an Corona erkrankt ist. Noch dazu in Zwölf-Stunden-Schichten.

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Marion Lühring ist Redakteurin der ver.di publikFoto: Renate Koßmann

Nicht erst seit der Pandemie herrscht Personalmangel: Immer weniger Fachkräfte versorgen immer mehr Patienten. Kliniken werben sich die Fachkräfte gegenseitig ab. Pflegekräfte gehen freiwillig in Teilzeit, weil sie den Druck nicht mehr aushalten. Und Gesundheitskonzerne machen ungebremst Profite. Auch im Ausland ließen sich auf die Schnelle keine Fachkräfte mehr anwerben. Beispielsweise in Mexiko, wo Gesundheitsminister Jens Spahn noch 2019 Pflegekräfte anwerben wollte. Das hat vor Corona nicht geklappt. In Zeiten der Pandemie geht so eine Rechnung aber erst recht nicht auf. Schließlich kämpfen die Menschen weltweit mit den Folgen des Virus. Sie brauchen ihre Ärzte und Pflegekräfte selbst.

Eine dauerhafte Lösung hätte es in Deutschland längst geben können: Gute Löhne und gute Arbeitsplätze könnten die Pflegeberufe für die Menschen attraktiver machen. Nicht aber das Gefühl, in einer Pandemie verheizt zu werden. Doch das geschieht gerade, wenn Menschen im Gesundheitswesen Zwölf-Stunden-Schichten aufgedrückt bekommen. Oder wenn man sie sogar drängt, trotz der Viruserkrankung weiter zu arbeiten, zumindest solange sie keine Symptome haben. Das ist auch deshalb unsinnig, weil das Personal nicht selten mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeitsstätte kommt. Unterwegs könnte es ungewollt andere anstecken, die dann demnächst ebenfalls intensivmedizinische Hilfe benötigen. Das ist schlichtweg fatal.