Bereits im Januar hatte der Chef der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW), Rainer Neske, angekündigt, dass das Kreditinstitut und seine Tochter, die Baden-Württembergische Bank (BW) in den nächsten Jahren 700 Stellen abbauen werde. Die Belegschaft der mit 10.000 Beschäftigten größten Landesbank zeigte sich zu diesem Zeitpunkt noch recht gefasst – Stellenabbau stand schließlich schon seit Jahren auf der Agenda der LBBW und vieler weiterer Banken. Ende April folgte nun aber die böse Überraschung: Die BW-Bank schließt 41 ihrer 100 Filialen oder baut sie zu Selbstbedienungs-Standorten um.

Straffung des Filialnetzes nennt das die Presseabteilung der Bank. Konkret bedeutet dies, dass sich die BW-Bank in Zukunft hauptsächlich um die Stuttgarter Kundinnen und Kunden persönlich in den Filialen kümmern wird, während sich die Kund*innen im Rest des Landes vermehrt mit Geldautomaten und Online-Banking abfinden müssen.

"Die Größenordnung der Schließungen hat uns völlig überrascht", sagt ver.di-Gewerkschaftssekretär Christian Miska. Filialschließungen sind schon für Kunden oft unangenehm – für Beschäftigte sind sie jedoch ein herber Schlag. "Viele Dienstleistungen lassen sich digitalisieren", sagt der Stuttgarter Gewerkschaftssekretär. "Bei den Arbeitsplätzen selbst sieht das aber anders aus. Gerade Beschäftigte im Bereich Kasse und Service sowie Teilzeitbeschäftigte werden von Schließungen oft besonders hart getroffen", sagt er. Aber selbst wenn eine Bank auf Kündigungen verzichtet – wie es die LBBW in der Vergangenheit getan hat – kann eine Versetzung in eine andere Filiale für Mitarbeitende faktisch das Karriereende bedeuten.

Nicht immer lässt sich ein längerer Weg zur Arbeit noch mit der Betreuung von Kindern oder älteren Angehörigen vereinbaren. ver.di appelliert daher an die soziale Verantwortung der Bank: "Die Beschäftigten haben auch während der Pandemie die Filialen offengehalten und Menschen und Wirtschaft zuverlässig mit Geld versorgt. Fingerspitzengefühl bei Personalfragen muss daher oberstes Gebot sein. Wir wollen Planungssicherheit für die Beschäftigten und erwarten daher einen klaren Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen", so Miska.

Aktuell führt die Bank Gespräche mit dem Personalrat und hat selbst schon einen "sozialverträglichen Abbau" ankündigt. Die Gewerkschaft und die ver.di-Mitglieder im Personalrat werden ihr Möglichstes tun, dass es auch so kommt.