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Johann Bachmayer, seit 1987 am Flughafen München, war zunächst in der Werkfeuerwehr tätig. Seit sieben Jahren ist er Betriebsrat und seit fünf Jahren Vorsitzender dieses GremiumsFoto: VER.DI MÜNCHEN

Am Flughafen München wäre jetzt Urlaubssaison. Die Sommerferien sind vorbei, die Herbstferien stehen an. 47 Millionen Passagiere im Jahr 2019 zu Spitzenzeiten – das war einmal. Knapp zweihunderttausend Passagiere im Monat waren ein Rekordminus in der Pandemie.

"Es tut extrem weh, Flugzeuge am Boden zu sehen. Eine solche Belastung habe ich noch nie erlebt und hoffe auch, dass ich sie nicht mehr erleben werde", sagt Johann Bachmayer, Vorsitzender des Gemeinschaftsbetriebsrats der Flughafen München GmbH und der AeroGround Flughafen München GmbH. "Unser Flughafen wirkte wie eine Geisterstadt."

Große Verluste wurden "eingeflogen". Zu Spitzenzeiten ein Minus von Starts und Landungen bis zu 95 Prozent – München war damit Spitzenreiter in Deutschland. "Dies hatte auch Auswirkungen für die Beschäftigten", sagt Bachmayer. 800 Arbeitsplätze werden abgebaut, im Konzern sollen noch mehr Kolleg*innen betroffen sein, die genaue Zahl sei noch nicht bezifferbar.

Durch Verhandlungen des Betriebsrats wurden betriebsbedingte Kündigungen mittlerweile ausgeschlossen. Ein sogenannter Notlagentarifvertrag greift nächstes Jahr, der allerdings sechs Prozent Lohnkürzungen mit sich bringt. Und: Durch Kurzarbeit konnten die unteren Einkommensgruppen auf bis zu 90 Prozent aufgestockt, Einkommensverluste damit etwas abgefedert werden. Die Branche kämpfe aber weiterhin ums Überleben.

"Man versucht, viele Mitarbeiter an Bord zu halten, aber in Ungewissheit zu leben, das zerrt an den Nerven der Beschäftigten", sagt Bachmayer. Und Umstrukturierungen am Flughafen stehen leider immer noch auf der Agenda. Die Luftfahrt sei in den letzten vierzig Jahren gewachsen, auch in München machte der Flughafen Rekordumsätze. "Dieser Trend ist nachhaltig gebrochen", sagt der 57-jährige Betriebsrat. Statt eigenem Personal könnten künftig aber mehr Leiharbeiter*innen eingesetzt werden, befürchtet er. "Das stößt uns auf, da haben wir ein Auge drauf."

Andreas Reinshagen