Blickt man heute aus den Fenstern der alten Verwaltungsgebäude auf das Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers Buchenwald, ist der sogenannte "Carachoweg" gesäumt von Besuchergruppen. Sie gehen auf dem gleichen Weg, über den alle unter Zwang hergebrachten Menschen während der Machtergreifung und Diktatur der Nationalsozialisten von der SS, der sogenannten Schutz-Staffel, mit Hunden im Laufschritt bis zum Lagertor gehetzt wurden. Schon lange ist dieser Weg Teil der Gedenkstätte Buchenwald. Mitte Oktober beschritten ihn zwanzig ver.dianer*innen aus dem Fachbereich E (Postdienste, Speditionen und Logistik) im Rahmen einer Bildungsfahrt. Sie folgten auf ihm den Spuren der Menschen im ehemaligen Konzentrationslager Buchenwald und der nahegelegenen Stadt Weimar.

Der andere Blickwinkel

"Das ist das spannendste Seminar, dass ich je besucht habe. Das hat meinen Horizont sehr erweitert, denn bisher kannte ich die Aufarbeitung von Buchenwald nur aus den Geschichtsbüchern aus der DDR. Hier habe ich einen ganz anderen Blickwinkel auf die Geschichte bekommen", sagt Bernd Kunow. Der Terror der Nazis, die Ausgrenzung und die Ermordung von Menschen wurden für ihn hautnah spürbar. "Wir haben uns mit einzelnen Fundstücken aus dem Lageralltag des KZ Buchenwald beschäftigt. Dabei hatten wir die Gelegenheit, die Geschichte, die sich hinter jedem einzelnen Fundstück verbirgt, aufzuarbeiten", so Kunow.

Auch die anderen Teilnehmer*innen zeigten sich tief beeindruckt von den einzelnen Schicksalen der von den Nazis inhaftierten und massenhaft ermordeten Menschen. Jenny Mosebach hat vor allem berührt: "Es geht um die Personen, um den einzelnen Menschen – Häftlinge und SS-Soldaten sowie ihre Familien. Auf der einen Seite das Elend und auf der anderen Seite Familienfotos." Bei den meisten bleibt die Erkenntnis, dass die Verbrechen an den Menschen in den ehemaligen Konzentrationslagern nur unter Beteiligung der Gesellschaft möglich gewesen sind. "Es ist Geschichte zum Sehen und zum Anfassen. Hier habe ich eindeutig gesehen, was Faschismus beziehungsweise Nationalsozialismus mit uns Menschen gemacht hat", sagt Matthias Schumacher. Man könne nicht eins zu eins vergleichen, aber er sehe Parallelen zu heute und die seien die größte Gefahr für unsere Demokratie. "Nie wieder Faschismus", das müsse weiter gelten.

Michelle Hardege undYasemin Taskesen

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