Wolfgang Schorlau: Fremde Wasser. Denglers dritter Fall

Profithaie haben es auf unser wichtigstes Lebensmittel, das Wasser abgesehen. Wo immer die Wasserversorgung privaten Konzernen übertragen wurde, ob in London, Stuttgart oder in den Megastädten des armen Südens, steigen die Preise, verrotten die Leitungssysteme, verschlechtert sich die Qualität. Denn nur so lassen sich Renditen erzielen. Das ist der reale Hintergrund für Privatdetektiv Denglers dritten Fall, in dem eine Bundestagsabgeordnete im Plenum vor aller Augen tot zusammenbricht, ein skrupelloser Konzernmanager versucht, gesetzliche Hürden auf dem Weg zur Privatisierung von Wasserwerken zu beseitigen und eine ehemalige Profi-Diebin zur besten Helferin Denglers wird. Wolfgang Schorlau hat die Geschichte für seinen dritten Krimi in den sehr realen, gut recherchierten Zusammenhang der Profit- und Privatisierungsstrategien der Großkonzerne eingebaut. So wird nicht nur Denglers dritter Fall aufgeklärt, sondern auch wir.MARKE

KIEPENHEUER & WITSCH 2006, 271 S., 7,95€


Monika Held: Melodie für einen schönen Mann

Wann misstraut Jenny diesem Mann zum ersten Mal? Dem schönen Eduardo, der zu der Sorte Männer gehört, die man sofort anfassen möchte. Der heraus wollte aus den Slums von Guatemala, sich den Todesschwadronen anschließt, schließlich die Seiten wechselt, Polizeistationen in die Luft sprengt und in Deutschland Asyl sucht. Von dem die Asylanwältin sagt, er rieche nach Macht und Gewalt. Eduardo ist die Liebe in Jennys Leben, und anfangs ist sie noch sorglos, dass er mit Details aus seiner Vergangenheit geizt. Aber Jenny ist Journalistin und bohrt erst neugierig, dann misstrauisch nach der Wahrheit, die ihre Welt wieder ordnet in Gut und Böse. Monika Held hat einen außerordentlichen Roman geschrieben, den sie souverän durch die Tiefen guatemaltekischer Geschichte, deutscher Asylgesetze und einer Liebesbeziehung steuert. Die Autorin, selbst Journalistin, ging der Wirklichkeit gründlich nach,ließ sich probehalber in den Knast einsperren, interviewte Asylanwälte und hörte Einzelentscheidern zu. Die Leser müssen schließlich feststellen, dass viel Platz ist zwischen Gut und Böse.BÖHM

EICHBORN VERLAG 2007, 280 S., 19,90€


Sabine Scholl: Sprachlos in Japan

Wie es ist, allein in ein Land verschlagen zu werden, um dort befristet zu arbeiten, ohne der fremden Sprache mächtig zu sein, beschreibt die österreichische Autorin Scholl. Da sie eigentlich geübt ist, zu reisen, umzuziehen und länger im Ausland zu leben, verfügt sie über viele Überlebenstechniken. Erinnerungen daran werden in dieses kluge Buch eingebracht. Aber in Japan passt die groß gewachsene Europäerin weder ins Bild noch in die Wohn- und Arbeitszellen. Da sie selbst nie unsichtbar und passend sein kann, betrachtet sie genau das Leben der Menschen an den Rändern der Gesellschaft - mit oft komischen Ergebnissen. Viele Rätsel können auch mithilfe ihrer einheimischen Informanten nicht gelöst werden. Denn die aufgeklärten Japaner haben oft den Kontakt zu Religion und Tradition ver- loren. Das hat die Autorin mit ihnen widerwillig gemeinsam, und es verstärkt die Heimatlosigkeit.Klix

SONDERZAHL VERLAG 2006, 147 S., 16€